Fotos: Brillux
Dieser Artikel erschien in der MarktImpulse, Ausgabe 1/19
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Michael Möhle und Jens Anhalt sind glückliche Spätzünder. Die Maler und besten Freunde gründeten erst mit Anfang 50 ihre eigene Firma. Ein Jahr nach dem Startschuss ist ihr Betrieb "Ja zur Farbe" in Braunschweig bereits ein voller Erfolg.
Manchmal reicht ein Blick aus, um zu wissen, was der andere meint. So wie bei Michael Möhle, 50, und Jens Anhalt, 53. Die beiden Maler sind seit 35 Jahren enge Freunde und führen gemeinsam eine Firma in Braunschweig. Das Besondere daran: Die zwei sind nicht nur Schulfreunde, sie sind vor allem Spätberufene. Erst mit Anfang 50 wagten sie den beruflichen Neustart.
"Zusammen leiten wir den Malerbetrieb seit März 2018, vorher habe ich sechs Jahre als selbstständiger Einzelkämpfer für Farbe im Leben anderer gesorgt", erklärt Jens Anhalt. "Irgendwann wurde es durch die sehr gute Auftragslage zu viel für mich allein. Da habe ich Michael gefragt, ob wir nicht gemeinsam eine Firma gründen wollen."
Gesagt, getan. Michael Möhle musste bei dieser Idee nicht lange überlegen. "Ich kenne Jens als Mensch, schätze seine gradlinige Haltung und die perfekte Arbeitseinstellung. Das hat zu 100 Prozent gepasst." Die beiden Geschäftsführer ergänzen sich als Team perfekt, teilen sich sowohl den handwerklichen als auch den kaufmännischen Part.
Es boomt in der Branche – und die Firma profitiert davon. Schon nach kürzester Zeit konnte das Unternehmen wachsen. Mittlerweile arbeiten neben den Chefs noch vier Kollegen bei "Ja zur Farbe". Doch warum beschließt man im fortgeschrittenen Alter einen riskanten Neuanfang?
Die Entscheidung war für Jens Anhalt eine logische Konsequenz aus seiner umfangreichen Jobexpertise: "Der Schalter für die Selbstständigkeit wurde 2012 umgelegt. Ich verfügte bereits über jahrzehntelange Erfahrung, hatte schon eigenständig große Baustellen geleitet", so der 53-Jährige. "Irgendwann wurde mir klar: Jetzt oder nie! Das war für mich das klare Zeichen zum Aufbruch."
Anfangs hatten die beiden Chefs aber doch leise Zweifel an der Gründung und Angst davor, zu scheitern. Aber die Befürchtungen zerstreuten sich schnell. "Es gibt nur eins: einfach machen! Wer nichts riskiert, der wird später auch nicht belohnt. Schiefgehen kann immer etwas, das ist nicht schlimm", bekräftigt Michael Möhle die Entscheidung für den Neustart.
Seiner Meinung nach scheitern viele Betriebe auch gar nicht an der handwerklichen Arbeit, sondern an der Verwaltung: "Steuern, Krankenkasse und Behörden nehmen sehr viel Raum und Zeit ein. Ich mache bei uns den Papierkram und Jens die harte Arbeit", scherzt der 50-jährige Malermeister.
Die zuständige Handwerkskammer hatte das Duo noch eindringlich vor der Neugründung gewarnt. "Das war ein Klassiker. Die hatten wohl Angst, dass zwei Freunde nicht auch Geschäftspartner sein können. Und einer im Streit mit der Kasse verschwindet", erklärt Michael Möhle.
Und Jens Anhalt fügt hinzu: "Klar, wir sind nicht immer einer Meinung. Das bin ich mit meiner Frau aber auch nicht. Es geht hier immer um konstruktive Kritik, die schließlich zu etwas Positivem führt. Wir vertrauen uns blind und sind für den anderen immer da. Beruflich wie privat – das können nur wenige von sich sagen." Wie gut sich die beiden verstehen, wird auch deutlich, wenn sie über den Urlaub reden: Im nächsten Jahr planen die Geschäftsführer eine Kreuzfahrt zu viert, mit ihren Ehefrauen.
Heute schmunzeln beide über ihre bewegte gemeinsame Vergangenheit in verschiedenen Malerbetrieben sowie im internationalen Messebau – und genießen ihre unternehmerische Freiheit. Der Neuanfang war beruflich wie privat ein Volltreffer. "Wo sonst können wir Geschäftsgespräche bei einem Feierabendbier führen?", sagt Michael Möhle mit einem Augenzwinkern.
Zwar ist ihr Malerbetrieb auf einem Braunschweiger Industrieareal eher klein, doch die Auftragslage ist großartig. Immer wieder klingelt das Telefon, ihre Qualität spricht sich herum. Michael Möhle muss die Kunden dann schon mal vertrösten: "Wenn jemand einen kurzfristigen Termin haben möchte, können wir nur passen. Momentan benötigen wir sechs bis acht Wochen, bis wir neue Termine wahrnehmen können."
Akquise ist zurzeit kein Thema. Die besten Referenzen sind ihre zufriedenen Kunden, und die empfehlen sie weiter. "Momentan wird so viel gebaut wie nie zuvor. Das ist unser Glück, weil das Geschäft bislang nur eine Richtung kennt: steil nach oben", weiß Jens Anhalt.
Wer nichts riskiert, wird später auch nicht belohnt.
Michael Möhle, Geschäftsführer "Ja zur Farbe"
In der Firmenzentrale klingelt das Telefon. Julia, die Tochter von Jens Anhalt, ist dran. "Papa, kannst du mal einen Eimer Farbe rüberbringen? Wir brauchen Nachschub." Die 17-Jährige macht gerade eine Ausbildung zur Maler- und Lackiererin, genauso wie Sascha, ihr älterer Bruder. Julia wird im Betrieb vom Vater ausgebildet, der Sohn lernt bei einem befreundeten Malerbetrieb.
"Die Liebe zur Farbe scheint in der Familie zu liegen", sagt Jens Anhalt und lacht. Dann setzt er sich mit seinem Kollegen ins Auto, um die Farbe zu seiner Tochter zu bringen. Die Fahrt führt an einer Gründerzeit-Fassade vorbei, die ihren perfekten Anstrich "Ja zur Farbe" verdankt. "Ja, wir haben in der Stadt schon schöne und bunte Akzente gesetzt", stellt Jens Anhalt fest.
Auch an seiner eigenen Wohnung, deren Äußeres in einem warmen rotbraunen Ton strahlt. "Das kann der Jens wirklich gut", lobt Michael Möhle seinen Kompagnon. "Er ist der Experte für Dämmung und Fassade. Ich befasse mich dafür mehr mit kreativen Farbprozessen in den Innenräumen."
Am Rande der Braunschweiger Innenstadt hält der Firmenwagen vor einem Wohnkomplex. Das Schild eines Nagelstudios blinkt im Takt der Popmusik, die aus dem kleinen Gemüseladen nebenan dringt. Im ersten Stock gucken Tochter Julia und Geselle Oliver Öhns aus dem Fenster, um zu schauen, wo der Material-Nachschub bleibt. Sorgfältig beginnen die beiden damit, Ecken und Kanten mit einer Spezialrolle zu streichen.
Dazu hängt sich Julia auch mal aus dem Fenster oder balanciert auf der hohen Leiter mit Farbe und Pinsel. Es ist ein Traumjob für die 17-Jährige: "Anfangs konnte ich mir diese Ausbildung gar nicht vorstellen. Aber je mehr ich mich mit der Malerei beschäftigt habe, desto größer war meine Begeisterung. Jetzt überlege ich sogar, im Anschluss an die Ausbildung noch den Meister zu machen." Besonders faszinieren Julia Arbeiten wie das Gestalten und Pflegen von Decken, Böden und Fassaden – und die Freiheit des Jobs: "Auch wenn Papa mein Boss ist, vertraut er uns und kontrolliert nicht wie ein Lehrer."
Julia fühlt sich wohl in der Männerwelt. "Okay, manchmal hauen die Kollegen deftige Sprüche raus. Aber damit kann ich gut umgehen. Auf der anderen Seite nehmen sie auch meine Ratschläge an, weil ich manche Dinge aus einer anderen Perspektive sehe. Wir ergänzen uns prima im Team."
So sehen es auch die beiden Geschäftsführer. "Mit unserer tollen Mannschaft haben wir, so als alte Hasen und frischgebackene Jungunternehmer, eine spannende und bunte Zukunft vor uns."
Seit gut 35 Jahren arbeiten Jens Anhalt und Michael Möhle als Maler. Das Gestalten, Pflegen und Schützen von Wänden, Decken, Böden und Fassaden gehört zum Kernangebot ihrer seit 2018 gemeinsam geführten Firma.
Als Fachleute für alle Oberflächen im Innen- und Außenbereich beraten sie umfassend bei der Wahl der geeigneten Materialien und bei der Farbgestaltung. Auch im Bereich Wärmedämmung verfügen die beiden Geschäftsführer über langjährige Erfahrung.