Fotos: Dawin Meckel, Berlin
Dieser Artikel erschien in der colore 19 #grasgrün
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Das altehrwürdige Arndt-Gymnasium im Berliner Stadtteil Dahlem wurde von AFF Architekten um einen modernen Neubau erweitert. Das Besondere an dem kubischen Gebäude: Die Zurückhaltung ist Konzept und setzt sich konsequent im Inneren des Gebäudes fort. Freilich nicht ohne Stringenz und ästhetische Details, die vom Auge behutsam entdeckt werden möchten.
Die äußere Geradlinigkeit des Neubaus steht optisch bewusst hinter dem denkmalgeschützten Altbau der Schule zurück. Im ersten Obergeschoss sind beide Bauten miteinander verbunden. Durch die Verortung des Neubaus auf dem Grundstück entstanden völlig neue Zonierungen: "Das neue Ensemble aus historischem Bestand und neuem Gebäude schafft ganz neue Freiraumsituationen, die sich wie selbstverständlich ergeben und von den Schülern inmitten des alten Baumbestands genutzt werden", erklärt Sven Fröhlich vom Berliner Büro AFF Architekten.
Ebendiesem Baumbestand ist auch eine charakterisierende Besonderheit des Gebäudes geschuldet: Durch einen "Knick" wich der Neubau einer mehr als hundert Jahre alten Eiche aus. Der Baum musste aufgrund einer Wurzelkrankheit schließlich doch gefällt werden, als Erinnerung lebt er aber durch die Form des Gebäudes, die als gestalterisches Element auch in den Fensterrahmen aufgenommen wurde, sowie ein Kunstwerk im Inneren des Neubaus symbolisch weiter.
Herzstück des Neubaus ist das großzügige Atrium, das von einer imposanten, skulpturalen Betontreppe dominiert wird. Kanten und Flächen werden durch große Oberlichter in Szene gesetzt, wodurch die eigentlich funktionale Verkehrsfläche zum Treffpunkt und lebendig-offenen Aufenthaltsbereich wird.
Ein Farbton, viele Effekte
Auffallend sind die monochrome Farbge bung und die rohen Betonoberflächen, die man bei einem Schulbau eher nicht erwartet. "Wir haben uns am Farbkanon des historischen Hauses orientiert, wo erdige Töne, zurückhaltende Materialien und Oberflächen dominieren", so Sven Fröhlich. "Diesen haben wir im Neubau fortgeführt und – wenn möglich – auch historische Putzstrukturen wie Besenstrich eingesetzt." Im Sinne der Zurückhaltung war dem Architektenteam schnell klar, dass Farbe reduziert zum Einsatz kommen würde. "Wir wollten von vornherein mit nur einem Farbton arbeiten. Dieser sollte aber eine besondere Vielfalt besitzen und je nach Nutzungsbereich immer wieder anders in Erscheinung treten."
Die Farbtondarstellung am Monitor ist nicht verbindlich.
"Die Farbe besitzt sehr unterschiedliche Farbwirkungen: Bei Kunstlicht wirkt sie anders als bei Tageslicht, mit Streiflicht anders als bei frontalem Licht", erklärt der Architekt. "Wie ein Chamäleon, das sich seiner Umgebung anpasst. Das war der Effekt, den wir beabsichtigt hatten."
Der Farbton sollte je nach Nutzungsbereich immer wieder anders in Erscheinung treten.
Sven Fröhlich, AFF Architekten