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Dieser Artikel erschien in der MarktImpulse 2/19
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Ordnen, organisieren und optimieren: Markus Fieber setzt alles daran, Abläufe in seinem Betrieb immer weiter zu vereinfachen und möglichst transparent zu gestalten. Kunden und Mitarbeiter schätzen ihn dafür.
Morgens um halb fünf: Während sich die meisten Menschen zu dieser Zeit noch mitten im schönsten Tiefschlaf befinden, ist Markus Fieber schon längst aus dem Bett gesprungen und in seine Werkstatt gefahren. Der Malermeister aus Ammerthal, einem kleinen Dorf in der Nähe der historischen Stadt Amberg mit ihrem mittelalterlichen Stadtkern, mag es, seinen Arbeitstag in aller Herrgottsfrühe zu beginnen. Da kann er ungestört vor sich hin räumen, in Ruhe seine Vorbereitungen erledigen und vor allem seiner liebsten Beschäftigung nachgehen: dem Organisieren und Optimieren.
Ich bin ein notorischer Planer und Ordnungsfan.
Markus Fieber, Inhaber und Geschäftsführer
"Ich bin", sagt der 42-jährige Inhaber und Geschäftsführer lachend über sich selbst, "ein notorischer Planer und Ordnungsfanatiker. Es gibt für mich nichts Schöneres, als immer wieder nach Möglichkeiten zu suchen, meinen Betrieb noch besser zu strukturieren und die Abläufe zu vereinfachen."
Seine neueste Entdeckung ist ein Kalendersystem mit dem ebenso skurrilen wie einprägsamen Namen "Super Blick auf alles", kurz SBaa. Es wurde vom badenwürttembergischen Unternehmer Peter Kübel speziell fürs Bauhandwerk entwickelt und ermöglicht mithilfe einer Stecktafel und verschiedenfarbiger Karten eine übersichtliche Ablauf- und Auslastungsplanung für bis zu einem Jahr.
Markus Fieber nennt dieses verblüffend simple, aber überaus effektive Tool ein "Gottesgeschenk" – auch wenn er dafür "ein halbes Vermögen" hinlegen musste. Doch wenn der sympathische Oberpfälzer von etwas hundertprozentig überzeugt ist, dann gibt er dafür auch gerne Geld aus: "Mit diesem System“, so Markus Fieber, muss ich meinen Mitarbeitern nichts mehr erklären, und ich vergesse auch nichts mehr. Jeder sieht sofort, wer wann auf welcher Baustelle ist oder wo wir ein Zeitfenster für einen neuen Auftrag haben. Außerdem können wir viel schneller auf Änderungen reagieren und notfalls umdisponieren. Das erleichtert nicht nur uns die Arbeit, sondern kommt auch den Kunden zugute – weil wir Terminüberschneidungen vermeiden und absolut sichere, verbindliche Zusagen geben können."
Während Fieber bei der Auslastungsplanung also auf eine innovative, aber klassisch-analoge Lösung schwört, setzt er an anderer Stelle gerne auf digitale Unterstützung: bei der Zeit- und Arbeitserfassung.
Auch in der digitalen Welt gibt sich der Perfektionist jedoch nicht mit Standards zufrieden, wenn sie seinen hohen Ansprüchen nicht genügen. Lieber lässt er sich dann selbst etwas einfallen. Gemeinsam mit seinem Freund Jörg Müller, der in der Werkhalle nebenan einen Getränkehandel betreibt und versierter Hobbyprogrammierer ist, tüftelte er deshalb ein halbes Jahr lang an einer Software, die speziell auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Auch hier ging es Markus Fieber darum, "die Abläufe zu vereinfachen und transparenter zu machen." Morgens tragen seine Mitarbeiter nun an einem der beiden Computer in der Werkstatt ein, zu welcher Baustelle sie fahren und welche Materialien sie mitnehmen. Nach Feierabend halten sie ihre Arbeitszeit fest und notieren gegebenenfalls anstehende Urlaubstage. "So habe ich alles im Blick, weiß genau, ob wir auf einer Baustelle mit der veranschlagten Zeit und den kalkulierten Kosten zurechtkommen. Obendrein spare ich mir eine Bürokraft", so der Chef. Am Monatsende genügen ein paar Klicks, und alle wichtigen Daten für die Lohnbuchhaltung landen beim Steuerbüro.
Darüber hinaus ist im System vom Klebeband über den Farbeimer bis hin zu den Winterreifen für den Firmen-LKW der gesamte Lagerbestand erfasst. "Fehlt etwas oder muss ein Auto zum TÜV, erinnert mich das Programm sofort daran", strahlt Markus Fieber, der sich vor allem darüber freut, dass alles so "kinderleicht" funktioniert und niemand im Betrieb länger als ein paar Minuten am Computer beschäftigt ist.
Auch Fiebers Mannschaft ist begeistert. Vom Computersystem – und überhaupt von der bis ins Detail durchdachten Struktur, mit der ihr Chef den Betrieb führt. Selbst dass er nicht müde wird, seine Mitarbeiter zu absoluter Ordnung anzutreiben, kommt gut an.
"Klar muss man sich erst mal daran gewöhnen, dass jedes Werkzeug einen festen Platz hat und sich nach Benutzung dort auch wieder einzufinden hat, damit es digital erfasst wird. Oder dass jedes Fahrzeug nach Feierabend aufgeräumt und saubergemacht werden muss. Aber klare Ansagen und verlässliche Strukturen erleichtern die Arbeit auch ungemein und geben einem Sicherheit", sagt Nadine Kachel. Die 29-Jährige hat sich vor drei Jahren genau deshalb gezielt bei Markus Fieber beworben. Und natürlich wegen seines Rufs, ein super Arbeitgeber zu sein. Einer, der nicht nur sehr fair – heißt: weit über dem Tarif – zahlt, sondern seine Mitarbeiter als sein wichtigstes Kapital begreift.
Bei uns herrscht ein super Betriebsklima, und die Arbeit ist toll. Ich habe hier meinen Traumjob gefunden.
Samantha Lück, Auszubildende
"Der Chef", sagt Hermann Hirsch, mit 56 Jahren der Älteste im Betrieb und schon 13 Jahre dabei, "kümmert sich um jeden Einzelnen von uns und hat immer für alles ein offenes Ohr. Man kann sich absolut auf ihn verlassen." Tatsächlich hat Markus Fieber neben seinem Organisationstalent noch eine andere herausragende Fähigkeit: Er sieht das Potenzial in anderen Menschen und gibt jedem erst einmal einen Vertrauensvorschuss. Wenn er an jemanden glaubt, besorgt er ihm schon mal eine Wohnung, bezahlt die Kaution und den Lohn vorab. Er gibt auch Bewerbern eine Chance, die nicht den besten Schulabschluss mitbringen, denn: "Was sagt schon ein Stück Papier über die handwerkliche Begabung aus?" Auch sorgt er für seine Auszubildenden und deren Pünktlichkeit: Sie bekommen auf Wunsch einen betriebseigenen Motorroller gestellt – für den Arbeitsweg und die Fahrten zur Berufsschule, aber auch zur privaten Nutzung. Der Chef zahlt sogar den Führerschein und die nötigen Versicherungen. Nur für das Benzin müssen die jungen Leute selbst aufkommen.
Diesen Einsatz dankt ihm sein Team mit absoluter Loyalität, auf den Chef lassen sie nichts kommen. Teure Kurse in Personalführung oder aufwändige Team-Building-Maßnahmen sind da nicht mehr nötig. "Um den Zusammenhalt zu stärken, habe ich meine Mitarbeiter vor vielen Jahren noch in die Therme nach Erding geschickt oder eigenhändig Ostereier für sie versteckt, die sie dann in einer stundenlangen Aktion suchen mussten. So etwas organisieren die Kollegen mittlerweile von ganz alleine. Ich werde aber immer zu allem eingeladen." Für das Wohl seiner Mitarbeiter sorgt der leidenschaftliche Mountainbiker und Motocross-Fan durch Wertschätzung – und vorbildliche Arbeitsbedingungen. Pünktlich um 6.30 Uhr treffen alle in der Werkstatt ein, um 16 Uhr ist Feierabend, freitags sogar schon um 14 Uhr.
Seinen Beruf hat Markus Fieber von der Pike auf gelernt. Er ging bei seinem Vater in die Lehre, der in Amberg einen kleinen Malerbetrieb mit zwei Mitarbeitern führte. Nach der Ausbildung arbeitete er dann erst einmal in einer Autolackiererei. Doch als sein Vater überraschend starb, entschloss sich der jüngste von drei Brüdern, in dessen Fußstapfen zu treten und den Betrieb weiterzuführen. Als 20-Jähriger machte er seinen Meister, zwei Jahre später war er bereits selbstständig. Seither wächst seine Firma stetig. In Amberg und Umgebung ist der Name Fieber längst ein Garant für Qualität. Er gilt als "nicht gerade billig", aber überaus exakt, verlässlich und hochprofessionell. Die Auftragsbücher sind voll bis ins Jahr 2020 hinein, fast alle seine Kunden kommen aus der Region.
Fieber hat sich mit seinem Betrieb besonders auf die Sanierung von Außenfassaden spezialisiert. Er selbst fungiert mittlerweile vor allem als Berater, "manchmal fast schon als Bauleiter". Er ist derjenige, der den Erstkontakt zum Kunden aufbaut, sein fachliches Wissen und kreative Vorschläge einbringt – und gut kalkuliert. "In unserem Beruf genügt es ja nicht, ein hervorragender Handwerker zu sein", resümiert er. "Man muss auch ein mindestens ebenso hervorragender Kaufmann sein." Fieber ist beides – von montagmorgens um halb fünf bis freitags um 14 Uhr. Danach gibt es den Malermeister nicht mehr. Sondern nur noch den Privatmann, Ehemann und Vater von zwei Kindern. "Das Wochenende", sagt er, "gehört der Familie." Komme, was wolle.
Das kleine Malergeschäft in Amberg, das Markus Fieber 1997 als 20-Jähriger übernahm, hat er zu einem der bekanntesten Fachbetriebe der Oberpfalz gemacht. Der 42-Jährige beschäftigt mittlerweile 13 Mitarbeiter und legt großen Wert darauf, regelmäßig Nachwuchs auszubilden. Sein innovativer Betrieb, der auch über einen eigenen Gerüstbau verfügt, hat sich besonders auf Oberflächengestaltung im Airless-Spritzverfahren spezialisiert.
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