Fotos: HG Esch, Hennef
Dieser Artikel erschien in der colore 19 #grasgrün
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Die Universitätsstadt Freiburg ist eine der klimafreundlichsten Städte Deutschlands. Entsprechend musste auch der neu gebaute Rathauskomplex höchste Anforderungen an Nachhaltigkeit und Energieeffizienz erfüllen. Mit der Umsetzung des Konzepts von ingenhoven architects untermauert die Stadt nun ihre Vorreiterposition in Sachen Klimaschutz: Das neue Rathaus erzeugt mehr Energie, als es benötigt, und ist damit das erste kommunale Gebäude im Netto-Plusenergie-Standard der Welt.
Von dem geplanten Ensemble aus mehreren ovalen Gebäuden ist bisher das Rathaus, eine Kindertagesstätte sowie der "grüne Campus", der alle Bauten miteinander verbinden wird, realisiert worden. Alle Bauwerke entsprechen hinsichtlich Dämmung dem Passivhausstandard, die Energieerzeugung erfolgt über Photovoltaik, die auf den Flachdächern installiert ist. Um einen maximalen Energieertrag zu erzielen, wurde sogar die Fassade mit Solarmodulen ausgestattet. Damit gelang den Architekten ein wahrer Kunstgriff: In ihrer streng geometrischen Anordnung entwickeln sich die rund 880 Solarmodule zum eigenständigen Designelement und erzeugen ein außergewöhnliches, harmonisches Fassadenbild. "Die einzelnen Zellen sind in Glasplatten integriert und auf die Holzelemente der Fassade aufgelegt, sodass das Holz zwischen den Zellen hindurchscheint", erklären ingenhoven architects. Farblich sollte die Fassade zunächst einen dunkleren Ton erhalten, nach einer ersten Bemusterung wirkte das Gebäude in Kombination mit den schwarzen Solarmodulen jedoch zu hart. "Uns war klar: Das passt nicht zu Freiburg, deshalb änderten wir die Fassadenfarbe in einen warmen Bronzeton, der sich wie eine warme Aura um das Gebäude legt", erklären die Architekten.
Es ist langlebiger, wenn man sich beispielsweise auf die Oberfläche einer Sichtbetonwand oder eines Fensterprofils bezieht, als auf bestimmte Trendfarben zu setzen.
ingenhoven architects
Das sechsgeschossige Verwaltungsgebäude beherbergt Büros in verschiedenen Größen und fördert mit einer offenen, flexiblen Arbeitsstruktur, gläsernen Trennwänden und Interaktionsräumen den kommunikativen Austausch. Im Erdgeschoss befindet sich mit dem neuen Bürgerservicezentrum das Herzstück des Gebäudes: Großzügige Oberlichter sorgen für natürlichen Lichteinfall und das Motiv der runden Formen wurde über vier große Beratungsrotunden konsequent fortgesetzt.
Die Innenarchitektur ist mit Wänden in Weiß- und Grautönen bewusst zurückhaltend gestaltet – lediglich unterbrochen durch kleinste Flächen in Rot-, Gelbund Orangetönen in Mobiliar und Textilien. Im Bürgerservicezentrum sorgt ein wandfüllendes, gelbes Kunstwerk der Berliner Künstlerin Schirin Kretschmann für einen aufmerksamkeitsstarken, lebendigen Farbakzent.
"Obwohl die Ausschreibung des städtischen Wettbewerbs nicht auf unserem innenarchitektonischen Konzept basierte und unabhängig vonstattenging, fügt sich die Kunstwand harmonisch in unser Farbkonzept ein", sagen die Architekten. "Damit sie ihre Wirkung voll entfalten kann, haben wir uns an dieser Stelle aber auch farbtechnisch zurückgehalten."
Essenziell für die Erstellung des Farbkonzepts waren die Oberflächen der verwendeten Materialien. "Farbe ist ein wichtiges Thema für uns", erklären die Architekten, "wir denken aber nicht in reinen Farben wie Rot oder Blau, sondern wir versuchen immer Abstufungen zu finden, die zu den verwendeten Materialien passen. Es ist langlebiger, wenn man sich beispielsweise auf die Oberfläche einer Sichtbetonwand oder eines Fensterprofils bezieht, als auf bestimmte Trendfarben zu setzen. Denn es sind die Nuancen, die im Gesamtkonzept ein harmonisches Bild ergeben."
Die Farbtondarstellung am Monitor ist nicht verbindlich.