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Lust auf Lesen: Uni-Bibliothek Innsbruck

Dieser Artikel erschien in der colore #bonbonrosa

Fotos: Sven Rahm, Königsbrunn

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Lesesäle haben meist eine sehr besondere, ruhige Atmosphäre, manchmal eine geradezu magische. Hier befindet man sich unter konzentrierten Menschen, hier wird geflüstert, nur manchmal rascheln die Buchseiten. Man lauscht den stockenden Atemzügen und kleinen Seufzern der Mitlesenden, die gerade spannende, rührende oder empörende Zeilen gelesen haben …

Nicht umsonst sind Bibliotheken auch in Literatur und Film präsent – Harry Potter und seine Freunde verbringen viel Zeit in der magischen Bibliothek in Hogwarts, in "Der Name der Rose" wird sie gar zum Schauplatz des dramatischen Finales. Die Atmosphäre einer Bibliothek bietet Raum für ungestörtes Schmökern und überbordende Fantasie. Elisabeth Niggemann, Chefin der Deutschen Nationalbibliothek, sagt im Interview mit der Frankfurter Rundschau: "Wir haben (…) etliche Leser, die mit ihren eigenen Büchern kommen und gar nichts ausleihen, weil sie genau diese Atmosphäre suchen."

Auch Universitätsbibliotheken, die vornehmlich den Studierenden für ihre Recherche und Arbeit dienen, sind Orte, an denen sich manch einer niederlässt, um ungestört recherchieren und seinen Gedanken nachhängen zu können. Umso besser gelingt dies, wenn das Umfeld stimmt, die Wände – soweit sie vor lauter Büchern sichtbar sind – gepflegt und von adäquater Farbigkeit sind. So wie in der Uni-Bibliothek Innsbruck, die in einem historischen Gebäude untergebracht ist, das 1912 bis 1914 errichtet wurde. Jüngst wurde der denkmalgeschützte Bau saniert.

 

Mit Farben kann man eine Struktur oder ein Leitmotiv in den Entwurf hineinbringen.

Karin Kopecky, Architektin

 

Strenge Denkmalschutzvorschriften

Die leitende Architektin Karin Kopecky erzählt: "Wie wir mit dem historischen Gebäude im Kontext des Hier und Jetzt umgegangen sind, muss man im Zusammenhang mit der Sanierung betrachten. Sämtliche erforderlichen Arbeiten mussten in sehr enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt ausgeführt werden. Jeder Arbeitsschritt und alle verwendeten Materialien mussten freigegeben werden. Das bedeutet, die Herausforderungen waren klar definiert durch die engen Vorgaben der Behörden, auch der Bau- und Feuerpolizei. Daher waren die architektonischen Spielräume auf ein Minimum reduziert. Lediglich bei reversiblen und temporären Maßnahmen gab es gewisse Freiheiten." Die größte Herausforderung allerdings war: Die gesamten Arbeiten mussten während des laufenden Universitätsbetriebs stattfinden. Eine schwierige Angelegenheit, da die Bibliothek eines der meistbesuchten und -genutzten Gebäude ist. Alexander Kraler vom ausführenden Malerbetrieb Mitterberger ergänzt: "Im Tresorraum des Bücherspeichers lagern uralte Bücher, zum Teil aus dem 4. bis 5. Jahrhundert, da ist natürlich besondere Sorgfalt und Vorsicht gefragt."

Sanierung im laufenden Betrieb

Während des Semesters gibt es fast keine freien Plätze in der Bibliothek, und es sollte natürlich auch möglichst "leise" gearbeitet werden. "Hier war die enge und sehr gute Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek eine große Hilfe bei der Umsetzung der Maßnahmen", betont Karin Kopecky. Neben der Sanierung der Fassade und des historischen Dachstuhls mussten Ausbesserungen am Dach durchgeführt werden – und dann kamen noch Wünsche des Nutzers dazu: Sanierung der Bücherregale und des historischen Bücherspeichers mit neuer Lüftung, akustische Maßnahmen, Berücksichtigung der Mehrfachnutzung des historischen Lesesaals für Vorträge und einiges mehr.

 

Kurzer historischer Abriss

  • Ab 1911 Bau von Universität und Bibliotheksgebäude nach Plänen des Wiener Ministerialrates Eduard Zotter und der örtlichen Bauleitung der Stadthalterei (Oberbaurat Franz Mayr und Baurat Philipp Mitzka); Verzögerung der Fertigstellung aufgrund des Ersten Weltkriegs, Zwischennutzung als Lazarett
  • 1912–1914 Bau der Bibliothek
  • 1915 Auftrag an Josef Retter für den Steinadler am Giebel des Bibliotheksgebäudes und Einrichtung als Reservespital
  • 1918 Kaserne der italienischen Besatzungstruppen
  • 1921 Weiterbau und Behebung der durch den Krieg entstandenen Schäden
  • 1924 Fertigstellung des Gebäudes
  • 1965–1967 Erweiterungsbau
  • 2010 Letzte Restaurierung
 
Treppenhaus Uni-Bibliothek Innsbruck
Geländer im Detail
Lesesaal und Bibliothek
Bücherregal in der Bibliothek
Straßenansicht Uni-Bibliothek Innsbruck

Beginn mit dem Betonanbau

Die ersten Gespräche für eine Adaption und Sanierung der Universitätsbibliothek hatten bereits 2017 stattgefunden, eine konkrete Aufstellung der gewünschten und notwendigen Maßnahmen erfolgte 2018. Beginn der Vorarbeiten war dann im November 2018. Unter anderem wurde die Fassade des "neuen Bücherspeichers" gestrichen. Dabei handelt es sich um einen Anbau aus den 1970er-Jahren, ein monolithischer Betonblock, der nicht unter Denkmalschutz steht. Zeitgleich wurde mit den Sanierungsarbeiten des historischen Dachstuhls begonnen, eine Stahlkonstruktion, die vor der Beschichtung sandgestrahlt, entrostet und anschließend in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt und dem zuständigen Statiker gestrichen wurde.

Respektvolle Herangehensweise

Auch die Tatsache, dass es sich um ein Gebäude der Bildung handelt, bedeutete gewisse Herausforderungen für die Arbeit: "Man geht mit Respekt an die Arbeit und macht sich bei der Umsetzung viele Gedanken zur praktischen Nutzung, um das nötige Ambiente für Studierende und Besucher der Bibliothek zu schaffen, ohne die historische Substanz zu vergessen – wobei Wünsche des Nutzers aufgrund der Vorgaben der Behörden nicht immer umsetzbar sind und hier sehr viele Kompromisse gefunden werden mussten", erläutert Karin Kopecky.

 

Mit einem farbigen Akzent kann man mehr Wirkung erzielen als mit einer großen Farbfläche.

Karin Kopecky, Architektin

 

Reibungsloses Zusammenspiel

Die Architektin lobt, ebenso wie der zuständige Verarbeiter Alexander Kraler, die gute Kooperation mit der Technischen Beratung von Brillux, die stets zur Stelle war, wenn es Herausforderungen, Fragen oder Diskussionen mit dem Bundesdenkmalamt gab. Farbanalysen und Muster wurden prompt erstellt und Hilfe angeboten bei der Wahl von Farbton und Produkt. Die Entscheidung für Brillux kam unter anderem durch diese sehr gute Zusammenarbeit und die große Auswahl an Produkten, die auch vom Denkmalamt akzeptiert werden, zustande.

Mit Farbe Akzente setzen

Auf die Frage, welche Rolle Farben generell in ihrem beruflichen Alltag spielen, erläutert Architektin Kopecky: "In meinem beruflichen Alltag geben mir Farben hervorragende Möglichkeiten, gewisse architektonische Bauteile oder Elemente zu betonen und ihnen eine Bedeutung zu verleihen. Mit Farben kann man eine Struktur oder ein Leitmotiv in den Entwurf hineinbringen, Personen eine bessere Orientierung geben und einen 'Hingucker' schaffen. Farben setze ich persönlich nicht ständig ein, aber wenn, dann kann es auch mal ein sehr kräftiger Farbton sein. Mit so einem farbigen Akzent kann man mehr Wirkung erzielen als mit einer großen Farbfläche."

 

Projektdaten

OBJEKT | STANDORT Universitätsbibliothek, Innsbruck

BAUHERR Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H., Wien

ARCHITEKTEN Arch. Dipl.-Ing. Karin Kopecky, Rum / Innsbruck

TECHNISCHER BERATER Jörg Knörrlein, Brillux Innsbruck

AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB Franz Peter Mitterberger, Matrei am Brenner

 
 
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