Titelfoto: Schlüter-Systems KG, Iserlohn
Dieser Artikel erschien in der colore, Ausgabe 13
Der Fliesenzubehörhersteller Schlüter-Systems hat auf seinem Iserlohner Firmengelände ein neues Schulungszentrum von Walter Ebeling Architekten errichtet. Gleichzeitig ist der Bau Anschauungsobjekt: Es war das erklärte Ziel, eine maximale Produktbandbreite zu verbauen und entsprechend zu inszenieren.
Augenfällig sind die großen Riffelblechgitter vor den schmalen, zweigeschossigen Fensterstreifen. Mittels zweier horizontaler Scharniere können sie als passiver Sonnenschutz aufgefaltet werden und die Sonneneinstrahlung um 40 Prozent vermindern. Auch nachts werden sie ganz geschlossen, dienen dann als ausgesprochen robuster Einbruchschutz und machen dem Gebäudenamen alle Ehre: "WorkBox".
Tatsächlich bezieht sich der einprägsame Name sowohl auf die geometrische Schachtelform als auch auf die Funktion als Produktschulungszentrum für das fliesenlegende Handwerk. Ein weiterer Aspekt dürfte der Umstand sein, dass das Unternehmen alle Schulungseinheiten unter einem Dach konzentriert hat: Die Seminarteilnehmer werden zunächst im Erdgeschoss begrüßt, haben dann einen theoretischen Unterricht im Obergeschoss und erlernen die praktische Umsetzung in den drei Musterwerkstätten im Untergeschoss.
Die "WorkBox" ist auch ein Showroom in eigener Sache. Der Hersteller diverser Fliesenprofile, Entkopplungs- und Abdichtungslösungen, Fußbodenheizsysteme und weiterer Produkte war bestrebt, eine umfassende Produktpalette gut sichtbar unterzubringen. Bei dem Bau handelt es sich um kernsanierten und umfangreich erweiterten Bestand, der unmittelbar an eine 100 Meter lange Fertigungshalle anschließt. Der Bestand wurde zunächst bis auf sein Stahlbetonskelett im Erdgeschoss und den Keller zurückgebaut.
Das bestehende Obergeschoss hingegen wurde abgerissen und durch eine 4,50 Meter im Lichten hohe Stahlkonstruktion ersetzt, da mit dem Vorhandenen die angestrebte Multifunktionalität und Raumflexibilität nicht realisierbar war. Standardmäßig sind hier drei gleich große Seminarräume nebeneinander angeordnet, deren eine Schmalseite nach außen orientiert ist. Die Räume können nach Belieben paarweise oder ganz zusammengeschaltet werden; auch ist es möglich, die Wände vollständig in ihre verdeckten Parkstellungen zu fahren, um eine offene, gut 400 m² große Tagungsfläche zu schaffen.
Das erklärte Bauherrenziel war es, das Gebäude so nachhaltig wie möglich zu erstellen und dies entsprechend mit einem DGNB-Prädikat in Platin zertifizieren zu lassen. Doch solch eine Prüfung umfasst nicht nur energetische und thermische Aspekte, auch die Nachhaltigkeit aller verwendeten Bauprodukte ist zu belegen. So galt es auch, möglichst lösemittel- und weichmacherfreie Beschichtungen zu verwenden. Das Gebäude wurde am 11.04.2016 von der DGNB mit Platin ausgezeichnet.
"Die Produkte, die im Gebäude verwendet worden sind, sind alle nach den DGNB-Kriterien ausgesucht worden. Hierbei fiel natürlich auf, dass die Produkte der Firma Brillux allen Qualitätsstandards in der Spitze entsprechen, durch die Verarbeiter empfohlen wurden und insgesamt – ähnlich wie bei den Produkten der Firma Schlüter-Systems – als systemrelevant zu betrachten sind. In der Einzelberatung kommt es immer wieder darauf an, den richtigen Ansprechpartner zu haben; zumal wir im Gebäude hohe Ansprüche an die Details hatten, sodass die Beratung aus dem Hause Brillux hier zu hoher Qualität mit bestem Standard geführt hat. Insgesamt rundet eine qualitätsvolle Oberflächengestaltung den Entwurf, der ein Gebäude von innen nach außen prägt, ab."
Dipl.-Ing. Walter Ebeling, Architekt BDB
Nach der Fertigstellung wurde durch ein unabhängiges Ingenieurbüro an drei verschiedenen Stellen eine Innenluftmessung durchgeführt, bei der die Menge der Volatile Organic Compounds (VOCs; flüchtige organische Stoffe) ermittelt wurde; dies ist für einen Prädikatserhalt verpflichtend. Lars Nielinger, der zuständige Projektleiter, und Markus Mundes, der zuständige Bauleiter im Architekturbüro Walter Ebeling, erläuterten, dass der Test anstandslos mit gutem Ergebnis bestanden wurde.
In der Architektur wird geschickt die Corporate Identity von Schlüter-Systems inszeniert. Das Orange als Unternehmensfarbe findet sich an zahlreichen Interieurs wieder. Dem ebenfalls orangefarbenen Haupteingang vorgelagert ist ein parkartiges Kunstensemble, welches das bekannte schlütersche Trapez in einer großformatigen Skulptur abbildet. Bei so vielen Blickfängen erfordert es einen ruhigen Hintergrund, um diese wirken zu lassen. Dazu waren alleine Weiß- und Glasflächen geeignet.
"Alles, was nicht aus Glas, Blech und Fliesen besteht, haben wir an diesem Objekt mit Produkten der Firma Brillux bearbeitet. Eine besondere Vorgabe bestand darin, dass alle eingesetzten Materialien den hohen Anforderungen der DGNB entsprechen, besonders in Bezug auf Lösemittel- und Weichmacherfreiheit. Alle Decken- und Wandflächen sind bis zur Glätte gespachtelt und geschliffen worden, mit einem Glattvlies tapeziert und mit einer hochwertigen Innendispersionsfarbe beschichtet worden. Hier wurden ausschließlich wasserverdünnbare Produkte eingesetzt. Die Metallflächen der Türrahmen und Geländerkonstruktion sind in einem dreischichtigen Aufbau ebenfalls mit wässrigen Beschichtungsstoffen ausgeführt worden sowie die brandschutztechnischen Konstruktionen aus Holzwerkstoffen. Die an uns gestellten Aufgaben Willi Schönenberg, STRAHLTec GmbH konnten wir somit alle erfüllen, basierend auf dem Produktportfolio von Brillux, für eine optimale Lösung."
Willi Schönenberg über die hohen Anforderungen der DGNB
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