Dieser Artikel erschien in der Marktimpulse, Ausgabe 4/18
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Fotos: Heiko Pludra, privat, Dr. Jörg Behrens
Elf Studierende, ein baufälliges Schloss – und eine zukunftsweisende Idee!
Sie schleppten, schwitzten, hämmerten und malten. Sie schliefen wochenlang auf Pritschen im Gemeinschaftsschlafsaal – und rauften sich als Gruppe immer wieder neu zusammen: Elf Architekturstudierende der FH Erfurt widmeten den größten Teil des Sommersemesters 2018 dem sanierungsbedürftigen Schloss Wiehe in Thüringen.
Sie taten das im Rahmen ihrer Bachelorarbeit: Es galt, gemeinsam einen Raum des Schlosses in ein Muster-Hotelzimmer zu verwandeln. Denn aus dem alten Gemäuer soll bald ein Tagungsort werden. Die Seminar- und Banketträume im Erd- und Kellergeschoss sind bereits fertig. Im ersten Obergeschoss entstehen Gemeinschaftsschlafsäle, im zweiten Stock einige klassische Hotelzimmer.
Jedes davon wird von einer anderen Erfurter Studierendengruppe als "Musterzimmer" konzipiert und umgesetzt. Entstanden ist die Projektreihe 2017 mit der Gründung des Hochschulvereins "Landlab Schloss Wiehe e. V.", der sich für die Instandsetzung des Stadtschlosses engagiert. Die Idee: Die Stadt Wiehe, die das Schloss seit 1996 besitzt, erhält Unterstützung bei der Sanierung – und die Studierenden sammeln dabei Praxiserfahrungen. Langfristig plant die Hochschule im renovierten Schloss einen externen Seminarstandort. Echtes Win-win also!
Im Sommer 2017 entstand bereits erfolgreich das Musterzimmer #1. Jetzt also #2: Alle Studierenden der Projektgruppe 2018 stellten zunächst je ein eigenes Konzept für den Raum vor. Ein Professoren-Gremium wählte dann den gemeinsam umzusetzenden Entwurf. Er stammt von Desirée Goúmoú: ein modernes geometrisches Raumkonzept mit filigranen Stahlmöbeln – als überraschender Kontrast zum rustikalen Schlossgemäuer. Trotz der klaren Aufgabenverteilung in der Gruppe sagt Johann Janecke, der die Projektleitung übernahm: "Es war unglaublich schwer, alle Beteiligten unter einen Hut zu bekommen."
Am Ende gestalteten die angehenden Architektinnen und Architekten dennoch ein schickes neues Musterzimmer #2 – nicht zuletzt, weil Janecke als Sponsoring-Beauftragter verschiedene Unternehmen mit ins Boot holte. Das war wichtig für das Gelingen des Projekts und den Lernerfolg der Studierenden. Auch Brillux Gebietsverkaufsleiter Stefan Viefhues beriet fachlich und half, notwendiges Material zu beschaffen. Was vor allem Justin Rusche, im Projekt verantwortlich für Wände, Decken und Oberflächen, zu schätzen wusste: "Die Schlosswände bestehen aus Lehm und verlangten nach einer Spezialbehandlung. Die Grundierung war besonders wichtig. Der verwendete Lehm besteht aus Ton, Schluff – also Feinstsand –, Stroh und Sand. Deshalb neigt er stark dazu, Feuchtigkeit anzuziehen. Das aufgenommene Wasser wird dann mit der Zeit wieder abgegeben. Daher darf die Lehmoberfläche nicht versiegelt werden, wie es mit Standard-Wandfarben auf Acryl- oder Kunstharzbasis der Fall wäre." Es hat geklappt!
Das Schloss Wiehe steht im Kyffhäuserkreis in Thüringen; erbaut wurde es 1664–1666.