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Historisches Handwerkszeug: Die Strukturwalze

Fotos: Conny Trumann

Dieser Artikel erschien in der MarktImpulse 2/20

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"Die Strukturwalzen haben als Gestaltungselement eine lange Tradition", erklärt Michael Sommersell vom Hamburger Malermuseum. "Seit 1879 das erste Patent in Deutschland für den 'Handdruck-Apparat mit Selbstfärbung' eingereicht wurde, traten sie einen Siegeszug durch Europa an."

Aus kreativem Grund: Je nach Untergrund, Struktur und Farbgebung wirken Muster dank Strukturwalzen bei jedem Anstrich anders. Die Walzen ergänzten die Schablonen, mit denen bis dato Muster auf einfarbige Untergründe aufgebracht worden waren. Bis immer öfter direkt die Wand mit den Walzen bedruckt wurde: Diese Praxis entstand zum einen, weil Tapeten das Abbinden von frischen Putzen erschwerten, und zum anderen, weil Tapeten während und kurz nach den zwei Weltkriegen sehr schwer zu bekommen waren.

So wurden die Musterwalzen bis zum Ende der 60er Jahre immer beliebter – kaum ein Maler arbeitete ohne sie. Als jedoch die Tapetenindustrie in den 1970er Jahren erneut zu florieren begann, gerieten die praktischen Rollen wieder in Vergessenheit.

 

Einen Besuch wert

Das Maler- und Lackierermuseum in Hamburg dokumentiert die Geschichte des Malerhandwerks anhand von gut erhaltenen Arbeiten, Maschinen und Werkzeugen. Zeitgeschichtliche Dokumente, Gesellen- und Meisterbriefe, Zunftgegenstände und Prüfungsarbeiten verdeutlichen eindrucksvoll die Arbeitstechniken und Lebensweisen der Malergenerationen aus acht Jahrhunderten.

Zur Website des Malermuseums

 
  • <p>Zarte Halme, grafische Elemente oder ganze Geschichten – diese Muster sind vor allem eines: solides Malerhandwerk</p>

    Zarte Halme, grafische Elemente oder ganze Geschichten – diese Muster sind vor allem eines: solides Malerhandwerk

  • <p>Der Blick durch die Lupe offenbart, wie fein die Strukturen der Walzen sind</p>

    Der Blick durch die Lupe offenbart, wie fein die Strukturen der Walzen sind

Höchste Konzentration

Heute wie damals gilt: "Die Technik der Strukturwalze hängt in erster Linie von ruhiger Hand und Sorgfalt ab", weiß Michael Sommersell. "Die Viskosität darf nicht zu hoch sein, sonst drohen Kleckse; und auch nicht zu niedrig, sonst entstehen Läufer." Eine Herausforderung stellt auch das Muster selbst dar. Die Rolle muss präzise gerollt und rechtzeitig befüllt werden, um Fehlstellen zu vermeiden.

Entscheidend ist dabei vor allem die Saugfähigkeit des Untergrunds. Gearbeitet wird in der Regel mit zwei Musterfarbtönen, die auf einen kontrastfarbigen Untergrund aufgetragen werden. Für die Grundierung benutzte man früher eine Leimlösung mit gelöster Schmierseife. Für den Anstrich wurde die Kreide einen Tag vorher in Wasser eingesumpft und dann der Pflanzenleim zugesetzt, der zuvor mit der Hand aufgeschlagen wurde. Das so mögliche Abwaschen des Altanstrichs hatte den Vorteil, dass man immer auf einer sauberen Wand arbeiten konnte.

Künstlerische Unikate

"Die Walzen erleben eine kleine Renaissance", erläutert Michael Sommersell die derzeit steigende Nachfrage. In Wohnräumen werden sie gern verwendet, da das Ergebnis einer Designtapete ähnelt; Restauratoren setzen mit ihnen historische Denkmäler instand oder statten so Museen und Filmkulissen aus. "Hobbyhandwerker" nutzen sie auch, um Geschenkpapiere, Einladungen und Stoffe zu verschönern. Das Fazit von Experte Michael Sommersell: "Die Technik mag alt sein, altmodisch ist sie keineswegs."

 

Unser Experte

Michael Sommersell, 60, ist selbstständiger Maler und Sachverständiger in Hamburg und bewahrt im Malermuseum die Geschichte des Handwerks.

Im Malermuseum zieren die Musterwalzen ganze Wände. Tipp: Wer die historischen Werkzeuge ausprobieren möchte, kann sie ausleihen: strukturwalzen.de

 
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Mit unserer Serie "Historisches Handwerkszeug" blicken wir in die Vergangenheit des Malerhandwerks. Teil 1 zur Pigmentmühle.

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