Fotos: Christian Eblenkamp, Rietberg
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An prominenter Stelle und in direkter Nähe zur Fulda entstand in Kassel das Projekt FuldaLofts. Das Gebäudeensemble öffnet sich zum Fluss und leitet den Besucher über die Leipziger Brücke in die Stadt.
Das Architekturbüro ATELIER 30 stand hier vor einer großartigen und sehr individuellen Bauaufgabe. Die Unterneustadt wurde durch den Zweiten Weltkrieg komplett zerstört und dann sukzessive nach dem historischen Stadtgrundriss wieder errichtet. So dokumentieren die Gebäude heute den Verlauf, wie er sich vor der Kriegszerstörung gestaltete. Mit der Bebauung der letzten Parzelle durch dieses Projekt konnte das gesamte Bauvorhaben Ende 2019 erfolgreich abgeschlossen werden. Thomas Fischer, leitender Architekt des Büros ATELIER 30, erinnert sich gerne an die Umsetzung zurück. "Es ist ein tolles Gefühl. Man hat selten die Chance, ein Projekt dieser Größe und mit solch historischer Geschichte zu realisieren."
Gerade die Abendperspektiven zeigen eine wunderbare Stimmung.
Architekt Thomas Fischer
Die Herausforderung der Planer bestand zum einen darin, die alten städtebaulichen Strukturen in die Moderne zu transformieren und daraus Kubaturen der Gebäude zu entwickeln, die den heutigen Anforderungen einer flexiblen Nutzung gerecht werden. Zum anderen spielte die direkte Nähe zum Fluss eine große Rolle in der Planung. Denn an dieser prominenten Stelle zum Stadteingang wirkt das Gebäudeensemble wie ein Stadttor. Hier mussten die Planer Proportionen der Gebäude definieren, die sich in angemessener Weise ins Stadtbild einfügen, aber auch einen markanten Punkt zur Überleitung in die Stadt darstellen.
Auf Grundlage dieser Gegebenheiten entwickelten die Architekten drei Gebäude, deren Basis ein gemeinsamer Sockel im Erdgeschoss bildet. Die Zwischenräume der drei Baukörper formen einen inneren Patio auf Hochparterre für die Bewohner. Eine grüne Zone, die durch die Ausbildung der abgerundeten Gebäudekanten noch weiter geöffnet wird. Den Eindruck des gemeinsamen Sockels verankern die Planer in der Wahl der Fassadenmaterialien. Im Erdgeschoss kommt das optisch schwere und dunkle Material in Form von Riemchen zum Einsatz, während die aufgesetzten Kuben mit einer weiß verputzten Fassade in Richtung des Wassers strahlen. Dieses Konzept des kontrastierenden Zusammenspiels von hell und dunkel, leichter und schwerer Materialien konnte von dem ausführenden Malerbetrieb erfolgreich umgesetzt werden.
"Eine besondere Herausforderung war die Ausführung der teilweise abgerundeten Fassadenecken im Erdgeschoss, da diese mit Riemchen bekleidet werden sollten", berichtet Tobias Bergener, Geschäftsführer des ausführenden Malerfachbetriebs Bergener, der diesbezüglich in stetigem Austausch mit dem Brillux Ansprechpartner stand. Da die Ausführung der Fassade viele unterschiedliche Details mit sich brachte, wurden entsprechende Lösungen immer in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten entwickelt. Auf diese Weise konnte nach einer Ausführungszeit der Fassade von zwölf Monaten ein optimales Ergebnis erzielt werden.
Um den Zwischenraum zu entschärfen, wurden die Ecken abgerundet.
Architekt Thomas Fischer
Im massiv wirkenden Sockelbereich des Ensembles wurden die Stellplätze angesiedelt, die drei aufgesetzten Kuben bilden einen Nutzungsmix aus innerstädtischem Wohnen und Arbeiten. Der Gedanke einer Tiefgarage konnte im Planungsprozess nicht weiter verfolgt werden. "Das ist dem historischen Kontext des Gebietes geschuldet", weiß Thomas Fischer. "Denn die denkmalgeschützte Ebene beginnt bereits 50 cm unter dem Erdreich. So mussten wir die notwendigen Stellplätze im oberirdischen Sockel des Gebäudes nachweisen."
Die hellen und individuell gestalteten Grundrisse der aufgesetzten Wohngebäude wurden so konzipiert, dass sie Wohnen und Arbeiten gleichermaßen zulassen. Aus diesem Gedanken der individuellen Nutzbarkeit entstand auch der Name des Komplexes: FuldaLofts – als Inbegriff der Industrielofts. Diese waren schon damals geprägt durch große und helle Räume, die individuell ausgebaut werden konnten – das Loft als ein flexibles Modul, das unterschiedliche Ausbauszenarien zulässt und damit auf die Bedürfnisse der Nutzer reagiert.
Runde Ecken als Riemchen auszuführen war eine Herausforderung.
Tobias Bergener, Geschäftsführer des Malerbetriebs Bergener