Fotos: Guido Erbring, Köln
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Vielfalt, Kreativität und Funktionalität unter einem Dach: Für das neue trivago-Headquarter von sop architekten entwickelte das Büro raum.atelier ein außergewöhnliches Innenraumkonzept, das seinesgleichen sucht.
Manchmal braucht es einen Tapetenwechsel, um auf frische Ideen zu kommen – das bedeutet für die meisten ein Verlassen der eigenen vier Wände, vielleicht ein Städtetrip, gar eine Reise auf einen anderen Kontinent. Bei trivago reicht das Betreten eines anderen Raumes, einer anderen Etage, um sich in einem völlig neuen Umfeld zu befinden. Durch vielfältige Umgebungsreize, eine offene Arbeitsatmosphäre und unterschiedlichste Raumkonzepte innerhalb der ovalen Außenwände schafft das Hotelvergleichsportal neue kleine Welten innerhalb einer großen in Düsseldorf.
Wir haben insgesamt 216 Raumkonzepte entwickelt und rund vier Jahre an diesem Projekt gearbeitet.
Verena Hasiewicz, Geschäftsführerin raum.atelier
33.000 Quadratmeter, sechs Geschosse, 388 Räume, 1.950 Arbeitsplätze: Der ovale, von slapa oberholz pszczulny architekten (sop) entworfene Hauptsitz des Unternehmens trivago fügt sich organisch in die Umgebung im Düsseldorfer Hafen ein.
"Das knallharte, eckige Bürogebäude war nicht das, was trivago vorschwebte", sagt Wolfgang Marcour, Architekt und geschäftsführender Gesellschafter von sop architekten. "Stattdessen waren es die von uns entworfenen weichen Formen mit einer gewissen Opulenz, die im ausgeschriebenen Wettbewerb überzeugen konnten."
Wichtig waren dem Nutzer und dem Bauherrn auch Freiflächen in Form von Balkonen und Terrassen, die das Gebäude mit einer Tiefe von bis zu vier Metern umranden. Insgesamt gibt es einen Gesamt-Terrassenbereich von über 3.000 Quadratmetern, der der Fassade zugleich optische Plastizität verleiht.
Die zündende Idee kam den Architekten übrigens direkt mit der ersten Skizze: "Ich kann mich gut erinnern, wir saßen an einem Wochenende im Büro und schauten auf den Lageplan des Düsseldorfer Hafens", sagt der Architekt. "Häuser, Kanten und Straßen fügen sich hier nicht rechtwinklig, sondern eher strahlenförmig zusammen. Darin ist eine organische Form flexibler, fügt sich charmant ein. Tatsächlich entsprachen diese ersten Ideen dem, was nun gebaut ist."
Die in der äußeren Form angedeutete Opulenz entfaltet im Inneren durch die ebenso kreative wie funktionale Innenarchitektur des Düsseldorfer Büros raum.atelier ihre volle Wirkung. Das Gebäude umfasst einen zentralen Open-Space-Bereich sowie Thinktanks, Konferenz- und unterschiedlich gestaltete Themenräume, die jeweils eigene kleine Welten abbilden.
So können die Mitarbeiter aus aller Welt ganz nach persönlicher Stimmung Besprechungen inmitten bayerischen Alphütten-Flairs abhalten, sich zu Meetings im gemütlichen "Kaminzimmer" und zu Sitzungen in "Moers" oder "Ternopil" treffen – Konferenzräume, die nach den Geburtsorten der dienstältesten Mitarbeiter benannt und entsprechend gestaltet sind. Hinzu kommen begrünte Außenanlagen, Terrassenbereiche, Fitness- und Meditationsräume, eine Kantine, eine Joggingstrecke auf dem Dach und sogar ein Kino.
Wo man konzentriert und fokussiert arbeiten möchte, ist die Umgebung dezent gestaltet.
Verena Hasiewicz
Die Hotelsuche für Reisende ist das Kerngeschäft des Online-Unternehmens trivago. Insofern könnte man das neue Hauptgebäude auch als gelebtes Geschäftsmodell betrachten. "Die Geschäftsführung von trivago vertritt die Haltung: Wenn sich die Atmosphäre verändert, steigert dies die Kreativität und Aufmerksamkeit", so Verena Hasiewicz, Innenarchitektin und Geschäftsführerin von raum.atelier.
Durch die unterschiedlichen Arbeitsumgebungen, vom klassisch-zurückhaltenden Meetingraum über die knallbunte 70er-Jahre-Lounge bis zum eleganten, in Schwarz-Weiß gehaltenen Raum mit Schachbrettmuster an den Wänden, findet jeder Mitarbeiter die für ihn passende Arbeitsumgebung.
"Einige Räume sind sehr zurückhaltend gestaltet, andere sehr verspielt, wieder andere sind völlig überladen. trivago ist ein junges, internationales Unternehmen, das sehr auf die Persönlichkeit seiner Mitarbeiter ausgerichtet ist", erklärt Verena Hasiewicz. "Mit diesem Konzept gelang es uns, die Vielfalt der Unternehmenskultur abzubilden."
Die Mitarbeiter wurden in einigen Bereichen sogar konkret in die Gestaltung ihrer neuen Arbeitsumgebung einbezogen. So konnten zum Beispiel Themenvorschläge für bestimmte Konferenzräume eingereicht werden, die teilweise in Moodboards übersetzt und von raum.atelier ins Konzept integriert wurden.
Farbe spielte insbesondere bei der Inszenierung der Themenräume eine große Rolle. "Es gab viele unterschiedliche Räume und Flächen zu gestalten", sagt Mariana Gather vom ausführenden Malerbetrieb Santec.
"Spannend war es, wie die kreativen Entwürfe praktisch umgesetzt wurden. Bei speziellen Oberflächen, wie Lackflächen oder der Darstellung einer Holzlattung, wurden Muster angefertigt und mit den Innenarchitekten vor Ort abgestimmt."
Bei aller Kreativität kommt aber auch die Funktionalität nicht zu kurz: Vom Thinktank bis zum Café sind alle Bereiche technisch ausgestattet mit Steckdosen und Anschlussplätzen für Laptops, sodass man im Prinzip überall arbeiten kann. "Wo man konzentriert und fokussiert arbeiten möchte, ist die Umgebung dezent gestaltet", erklärt Verena Hasiewicz. "In den Themenräumen dagegen geht es um Vielfalt, um Kreativität, Austausch, Lebendigkeit – und den Kontrast zwischen den Umgebungen."
Ob Weltraumzentrale, Straßenbahn oder Oktoberfest: Je nach Aufgabe, Tagesform und individueller Persönlichkeit haben trivago-Mitarbeiter in Düsseldorf nun tagtäglich die einzigartige Möglichkeit, die ganze Welt zu be(raum) reisen.
Die Farbtondarstellung am Monitor ist nicht verbindlich.
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Abbildung: sop architekten