Quelle Diagramm: bitkom, Fotos: privat, Shutterstock (KRAUCHANKA HENADZ)
Dieser Artikel erschien in der MarktImpulse 3/19
Bestellen Sie die Printausgabe per E-Mail an: kontakt@brillux.de
Wie entwickelt sich das Malerhandwerk? Welche Chancen und Risiken birgt die Digitalisierung? Was sollten kleine und mittlere Betriebe ändern, um zukunftsfähig zu bleiben? Hier gibt es Antworten und Ausblicke.
Drohnen und 3-D-Drucker als Werkzeuge, digitale Assistenzsysteme und Softwarelösungen für die Optimierung von Betriebsabläufen, künstliche Intelligenz und Mobile Marketing – die Digitalisierung hat viele Neuerungen hervorgebracht, von denen auch Handwerksbetriebe profitieren werden.
Diese Entwicklungen hat der Trendforscher Peter Wippermann gemeinsam mit der Gesellschaft für Handwerksmessen in der "Trendmap Handwerk" zusammengestellt und systematisiert. Unterteilt in die Hauptthemen Automation, Engagement, Marketing und Networking zeigt die Übersicht, welche Trends für Handwerksbetriebe in Zukunft wichtig werden. Wippermann betont, dass es sich dabei nicht um Modeerscheinungen handle, sondern um nachhaltige Entwicklungen – aber auch, dass nicht jeder der genannten Trends für jede Branche gleichermaßen bedeutsam sei.
Es stellt sich also die Frage: Welche Themen aus der Trendmap werden für Malerbetriebe besonders interessant? Antworten gibt unsere vierteilige Serie. Zu jedem der Hauptthemen lassen wir einen Experten zu Wort kommen. Den Anfang macht in dieser Ausgabe das Trendmap-Segment Automation.
Herr Bille, werden Häuser und Wohnungen künftig von Maschinen gestrichen?
Nein, ich habe so meine Probleme damit, mir vorzustellen, dass es in absehbarer Zeit Roboter gibt, die ich in einen Raum stelle und die den Raum dann vermessen und eine Wandfarbe aufbringen. Natürlich gibt es Vereinfachungssysteme, etwa Sprühverfahren, die eine größere Flächenleistung zulassen. Ein Maler wird aber nicht durch eine Maschine zu ersetzen sein, handwerkliche Expertise wird weiterhin gefragt sein.
Nach meiner Einschätzung sind also die Kernkompetenzen der Maler von Automation kaum betroffen. Bei den Arbeitsprozessen darum herum sieht es aber anders aus: Im Bereich der Betriebsorganisation und Planung lässt sich durch die Digitalisierung bereits vieles vereinfachen.
Auch in Zukunft werden Maler Menschen sein – keine Roboter.
Jens Bille, Experte für Technologie und Innovation im Handwerk, über die Trends der Automation.
Wo können kleinere bis mittelgroße Betriebe Arbeit automatisieren?
Selbstständige Maler können die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter per Smartphone erfassen, anstatt Stundenzettel auszufüllen, die dann abends im Büro noch bearbeitet werden müssen. Im Kundengespräch bringen mobile Anwendungen ebenfalls große Vorteile.
Wenn es zum Beispiel darum geht, eine Fassade neu zu gestalten, kann der Maler mit einem Tablet ein Foto der Fassade aufnehmen und mithilfe entsprechender Software dem Kunden verschiedene Möglichkeiten zeigen, wie die Fassade nachher aussehen könnte.
Die Materialkosten berechnet die Software ebenfalls sofort, man kann also direkt vor Ort sehr anschauliche und konkrete Angebote machen.
Bei Organisation und Planung lässt sich bereits vieles vereinfachen.
Jens Bille ist Beauftragter für Innovation und Technologie beim Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik
der Leibniz Universität Hannover.
Schauen wir etwas weiter in die Zukunft: Wohin geht die Forschung in puncto Automation des Malerhandwerks?
Es wird zum Beispiel an Drohnen gearbeitet, die Farben auf hohe Bauteile aufbringen, ohne diese einrüsten zu müssen. Prototypen gibt es bereits – sie sind allerdings noch nicht marktreif.
Und wenn es so weit ist, werden diese Drohnen eher für Betriebe interessant sein, die sich auf das Streichen schwer zugänglicher Stellen spezialisieren und das als Dienstleistung anbieten. Die Anschaffungs- und Bedienungskosten werden sich für die allermeisten Malerbetriebe wahrscheinlich nicht rechnen.
Umfrage: Welche der digitalen Anwendungen setzen Sie ein bzw. diskutieren deren Einsatz?
Und welche Neuerungen werden in den nächsten zwei bis drei Jahren interessant?
Eine spannende Entwicklung ist das sogenannte "Building Information Modeling", kurz: BIM. Das ist eine softwarebasierte Methode zur Bauplanung und -durchführung. Der Architekt erstellt damit ein 3-D-Modell des Bauvorhabens, auf das alle am Bau Beteiligten zugreifen können.
In diesem Modell sind sämtliche relevanten Daten hinterlegt, etwa Baustoffe, Maße, Termine und Kosten. Daraus ziehen alle Gewerke ihre Informationen. Jeder Beteiligte ist stets auf dem aktuellen Stand, alle werden über Änderungen sofort informiert.
Ziel ist es, das baubegleitende Planen, das ja heute viel Zeit in Anspruch nimmt und auch zu Fehlern führt, auf ein Minimum zu reduzieren. BIM wird von großen international tätigen Bauunternehmen bereits genutzt, im Handwerk ist es aber noch nicht so richtig angekommen.
Wird sich das ändern?
Zumindest teilweise. Ich empfehle vor allem Malerbetrieben, die mit großen Bauunternehmen arbeiten, sich zu informieren, um zu schauen, ob das Thema BIM für sie interessant werden kann. Informations- und Schulungsangebote gibt es zum Beispiel über die Handwerkskammern.