Fotos: Brillux
Dieser Artikel erschien als Planquadrat 2/21
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Der Klimawandel und seine Folgen beeinflussen zunehmend auch unsere Architektur. Heizkosten sowie Heizmaterial einzusparen sind wichtige Faktoren für die Gestaltung von Neubauten und Sanierungsprojekten und basieren auf unserem Wunsch, nachhaltiger und umweltbewusster zu wohnen und zu leben. Häufig werden jedoch nachträglich aufgebrachte Dämmsysteme ohne die Hinzunahme eines Planers umgesetzt.
Entspricht ein Gebäude nicht mehr der vorgeschriebenen energetischen Qualität nach dem Gebäudeenergiegesetz und muss hier nachgebessert werden, erfolgt dies meistens mit dem Wunsch vonseiten des Bauherrn, die finanziellen Kosten und den Mehraufwand so gering wie möglich zu halten. Ein Umstand, den man vielen Häusern leider ansieht. Vielfach entsteht innerhalb einer Fassade so eine Art Flickenteppich mit Vor- und Rücksprüngen, die zwar ihre Funktion einer Minimierung des Wärmeverlustes erfüllen, aber ästhetisch wenig zu bieten haben. Auch ganze Häuserzeilen mit unansehnlichen 08/15-Fassaden sind vielerorts ein Resultat aus flächendeckenden Sanierungsmaßnahmen ohne die Hinzunahme eines Architekten.
Architektur sollte immer Ausdruck ihrer Zeit und Umwelt sein, jedoch nach Zeitlosigkeit streben.
Architekt und Designer Frank Gehry
Glücklicherweise gibt es auch Gegenbeispiele für Instandsetzungen mit architektonischem Anspruch und hoher Qualität. Auch die meisten Neubauten verfügen über eine gute Isolierung und weisen zugleich eine attraktive und harmonisch aufeinander abgestimmte Fassade auf. Dies sollte auch weiterhin langfristiges Ziel sein: Architektur ästhetisch, authentisch und nachhaltig!
"Wir bleiben im System." Dies ist einer der wichtigsten Grundsätze, wenn man sich für eine Außendämmung mithilfe eines Wärmedämm-Verbundsystems entscheidet. Dabei hat die genaue Abstimmung aller einzelnen Komponenten oberste Priorität, um die volle Funktionsfähigkeit der Dämmung zu gewährleisten. Ein solches in sich geschlossenes System benötigt in jeder Ausführungsvariante eine Wand als Träger, einen Dämmstoff, eine Befestigungsart – in der Regel Kleber oder in Kombination Kleber plus Dübel –, die Armierung und eine Oberflächenschicht. Anforderungen hinsichtlich notwendiger Belastungen sowie der Struktur und Oberflächenart der Fassade bestimmen dabei die Eigenschaften der einzelnen Bausteine.
Die Zulassung aller Komponenten und des Systems erfolgt in diesem Zusammenhang ausschließlich vom Deutschen Institut für Bautechnik in Berlin (DIBt). Dies zeigt die Relevanz einer fachmännischen Abstimmung und Anbringung. Darüber hinaus sind bei Berücksichtigung dieser Faktoren der Gestaltung einer wärmegdämmten Fassade nahezu keine Grenzen gesetzt – ob Putz, keramischer Belag, ein besonderes Fassadenprofil oder Naturstein – alles eine Frage des Systems.
Es gibt keine Bauaufgabe, für die es keine Lösung gibt – jedenfalls nicht, was die Dämmung anbelangt. Selbst wenn der Anspruch hoch und vielseitig ist. Gestalterisch: möglichst individuell und einzigartig und in Bezug auf die Funktion: im Idealfall optimal perfektioniert. Um vom Neubau bis zur Sanierung, vom Einfamilienhaus bis zum Hochhaus, vom Wohngebäude bis zur öffentlichen Einrichtung eine durchdachte, bestmöglich abgestimmte Fassadendämmung liefern zu können, bietet Brillux ein breites Spektrum an unterschiedlichen Wärmedämm-Verbundsystemen.
Die klassischen Systeme mit EPS-Dämmplatten punkten dabei mit Effizienz, Wirtschaftlichkeit und einer hohen Variabilität, was Schlussbeschichtungen und damit Gestaltungsmöglichkeiten betrifft. Bei eingeschränktem Platzangebot werden die Systeme mit den innovativen PUR-Dämmplatten zum echten Problemlöser und zeichnen sich neben schlanken Fassadenkonstruktionen durch eine Einsparung an Rohstoffen und damit einer Entlastung der Umwelt aus.
Sollen keine bioziden Wirkstoffe eingesetzt werden, spielt das MW Ecotop-System auf Basis von Mineralwolle-Dämmplatten eine entscheidende Rolle. Die Platten entsprechen allen Anforderungen der Zertifizierung mit dem Umweltzeichen des Blauen Engels und decken zugleich alle Charakteristika von Mineralwolle, wie erhöhte Brandschutzeigenschaften, ab.
Neben den Dämmmaterialien deklarieren die aufeinander abgestimmten Komponenten sowie das dazugehörige Equipment die WDV-Systeme von Brillux zum echten Allrounder. Vor allem die Klebeschaumtechnik Qju ist dabei in jeder Hinsicht einzigartig. Sie erlaubt ein schnelleres, saubereres, exakteres, flexibleres und dadurch auch ökologischeres Arbeiten.
Nachhaltigkeit ist gut, Recycling ist besser, aber eine geschlossene Kreislaufwirtschaft ist unschlagbar! Gerade das lange Zeit in Verruf geratene und als umweltbelastend geltende EPS (expandiertes Polystyrol), das die Grundlage vieler WDV-Systeme darstellt, schließt im Jahr 2021 genau diesen Kreis.
Innovative Prozesse für saubere Zeiten
Ausschlaggebend ist dabei der vom Fraunhofer IVV entwickelte "CreaSolv®-Prozess". Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass Fremdstoffe sehr effektiv und umfänglich separiert werden und Kunststoffe so in reinster Form rückgewonnen und erneut in den Produktkreislauf einfließen können. Schadstoffe wie HBCD (Hexabromcyclododecan), deren Einsatz zwar seit 2015 für neue Dämmstoffe verboten, aber bis zu diesem Zeitpunkt noch in WDV-Systemen als Flammschutzmittel verwendet wurden, lassen sich so äußerst sauber abtrennen. Ältere Dämmsysteme, die Verunreinigungen dieser Art noch aufweisen und nun aufgrund von Sanierungsmaßnahmen von Gebäuden entfernt werden, müssen bisher thermisch verwertet oder je nach Dämmstoff deponiert werden. Mithilfe einer Pilotanlage ist ein Werk in den Niederlanden nun Vorreiter des sogenannten "Loop-Projekts" und setzt diesen innovativen CreaSolv®-Prozess um. Ein Recycling-Prozess par excellence und eine beeindruckende Innovation mit Potenzial – gerade, um das Ansehen von WDV-Systemen mit EPS zu heben. Denn somit rücken vor allem wieder die Vorteile von EPS hinsichtlich seiner Robustheit, Langlebigkeit, Gewichtseinsparung und damit einhergehenden geringeren Transportkosten vermehrt in den Fokus.
Lange Lebensdauer unterstützt die Nachhaltigkeit
Ist ein WDV-System fachmännisch angebracht und während seiner Nutzungsphase entsprechend gepflegt worden, ist eine Lebensdauer von mehr als 40 Jahren durchaus möglich.
Architektur ist Wissen um die Technik ...
Architekt und Designer Arne Jacobsen
WDV-Systeme zeichnen sich durch das Interagieren ihrer einzelnen Komponenten aus. Das heißt, gerade der Mörtel muss sowohl auf die Dämmung und den Untergrund als auch auf den Oberputz und die Anforderungen an die Fassade und ihr Erscheinungsbild abgestimmt sein. Der Armierungsmörtel dient dabei als Unterputz und sorgt für den sicheren Verbund innerhalb des Systems.
Armierungen im Schichtsystem
Die Armierung umfasst den Armierungsmörtel und das eingebettete Gewebe. Mithilfe dieser Schichtung werden Ecken und Kanten sowie rissanfällige Bereiche wie Übergänge zu angrenzenden Bauteilen gestärkt. Entscheidend ist die Schichtdicke des Unterputzes und die korrekte Position des Gewebes. Dieses sollte mittig, mit einer Tendenz nach außen, in den Unterputz eingebettet werden. Zudem ist die Beachtung der Verarbeitungszeit und der Witterungsverhältnisse essenziell. Eine direkte Besonnung mit über 30 °C sollte dabei genauso vermieden werden wie anhaltender Regen und kalte Temperaturen, da der Mörtel nicht zu schnell austrocknen darf und unter 5 °C eigentlich keine Trocknung mehr möglich ist.
Mineralisch und organisch
Mineralische Armierungsmassen zeichnen sich durch eine gewisse Härte und schnelle Trocknung aus. Organische Armierungsmassen lassen sich hingegen leichter verarbeiten, sind elastischer und widerstandsfähiger und bieten daher einen sehr guten Schutz gegenüber mechanisch wirkenden Einflüssen.
Ein Hybrid wird zur echten Verstärkung
Um bei unseren neuen Armierungsmassen ein größtmögliches Spektrum an Einsatzmöglichkeiten bieten zu können, haben wir unsere Produkte auf dieser Basis weiterentwickelt, erweitert und hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Vorteile kombiniert. Ganz nach der Idee: sicherer, schneller und einfacher wird unser WDV-System Qju so zu einer echten Verstärkung auf der Baustelle.
Mit Qjusion Organic, Qjusion Mineral und Qjusion Hybrid geben wir Ihnen ein Trio an die Hand, das Ihnen innerhalb unseres WDV-Systems Qju ein größtmögliches Spektrum und so stets die perfekte Lösung für jedes Bauvorhaben liefert. Ob hohe Widerstandsfähigkeit, widrige Wetterbedingungen oder spezielle Oberputze – Ihr Gebäude und Sie profitieren von unseren erweiterten Systemen. Auch Handwerker können so sauberer arbeiten, sparen Zeit und Sie erhalten mehr Planungssicherheit. Das Ergebnis mit Qju: saubere Baustelle und die Bauzeit unter Kontrolle.
SCHNEEWEISS ARCHITEKTEN haben sich im Laufe der Jahre gerade im Bereich der energetischen Sanierung etabliert – sowohl bei namenhaften Kulturstätten als auch bei Einfamilienhäusern. Hier gibt Büroinhaber Reinhard Schneeweiß Einblicke in ein spannendes Sanierungsprojekt in Saarbrücken, für das das Büro auch mit dem Deutschen Fassadenpreis ausgezeichnet wurde.
Frage: Herr Schneeweiß – Sie beschäftigen sich mit Ihrem Büro SCHNEEWEISS ARCHITEKTEN viel mit energetischen Sanierungskonzepten. Gibt es Punkte, die das Wohnhaus im Trillerweg in Saarbrücken von anderen Sanierungsprojekten unterscheidet?
Reinhard Schneeweiß: Jedes Sanierungsobjekt hat spezielle Anforderungen. Beim Wohnhaus "am Triller" war die Besonderheit, dass sich während der Bearbeitung zeigte, dass es vor dem bestehenden Erscheinungsbild bereits einen ästhetisch anspruchsvolleren Zustand gab. Das eröffnete uns die Möglichkeit, das Gebäude gestalterisch neu zu betrachten und den Bauherrn mitzunehmen auf eine Reise "back to the roots". Aus technischer Sicht ergaben sich auch Besonderheiten: Ein Teil des Gebäudes war bereits zuvor gedämmt worden. Dabei war Dämmung über Glasbausteine geklebt worden, die auch von innen nicht mehr sicht- bar waren. Somit waren Auszugsversuche erforderlich, um zu klären, ob eine Dämmungsaufdopplung funktioniert. An anderer Stelle tauchte ein Fenster auf, das von außen wie von innen verkleidet war. Bei einem Altbau treten häufig Überraschungen auf – da heißt es schnell, aber trotzdem überlegt zu reagieren.
Frage: Was ist Ihrer Meinung nach der Grund, weshalb WDVS bei Architekten häufig skeptisch betrachtet wird?
Reinhard Schneeweiß: Ein Vorbehalt von Architekten besteht, glaube ich, gegen die "Unehrlichkeit" des Materials. Das habe ich persönlich noch nie verstanden. Man sieht bei einem WDVS als Oberfläche Putz – das Darunter sieht man nicht. Bei einem Mauerwerk sieht man ebenfalls Putz als Oberfläche, den Stein darunter sieht man auch nicht. Ein weiterer Punkt der Kritik ist die Anfälligkeit für mikrobiellen Befall. Das hat man lange dem WDVS als Alleinstellungsmerkmal zugewiesen. Inzwischen weiß man, dass sehr gut gedämmte Wände, egal mit welchem Aufbau, dieselben Probleme aufweisen. Und selbst ungedämmte Wände sind inzwischen von Algen und Pilzen befallen.
Frage: Können Sie uns ein Feedback über die Vorteile des WDV-Systems EPS Qju von Brillux innerhalb dieses Projekts geben?
ReinhardSchneeweiß: Das EPS-Qju-System erwies sich u. a. als Problemlöser an schwierigen Stellen des Hauses. Durch das Nachspritzen des Klebers unter die Bestandsdämmung konnten problematische Untergründe wie Glasbausteine nachträglich so verbessert werden, dass die erforderlichen Auszugskräfte eingehalten wurden. Zudem ging die Verarbeitung sehr schnell und man erhält eine ebene Oberfläche für die weiteren Arbeitsschritte.
Frage: Wie kam es zur Auswahl der weinroten Fassadenfarbe und was kennzeichnet Ihrer Meinung nach bei diesem Projekt den typischen Charakter der 50er-Jahre?
Reinhard Schneeweiß: Bauten aus den 1950er-Jahren weisen neben Weiß und Hellgrau oft pastellige Farbtöne auf. Zur Akzentuierung wurden auch kräftigere Farbtöne wie Rot hinzugenommen. Bei charakteristischen Elementen wie Lisenen und Wandpfeilern war allerdings oft nicht klar, ob es sich um Funktion oder Gestaltungswillen handelt. Diesen Aspekt haben wir im Trillerweg durch Fensterpfeiler adaptiert. Dadurch, dass das Gebäude durch uns von vielen nachträglichen Überformungen befreit wurde, kommt auch der elliptische Rundboden im Erdgeschoss wieder zum Tragen – ein sehr typisches 50er-Jahre-Element. Auch die nach oben breiter werdenden Stützen des Erdgeschosses entfalten so wieder ihre gestalterische Kraft. Die schlichte neue Geländergestaltung vor den Fenstern nimmt ebenfalls die Gestaltungsprinzipien der 50er-Jahre-Architektur auf. Wichtig war uns bei allem, dass wir die 50er-Jahre nicht imitieren. Alles, was neu ist, ist – bei genauer Betrachtung – gestalterisch als aktuelle Architektur zu identifizieren. Wir sehen unsere Arbeit als eine Hommage, keine Imitation.
Foto (r.): Marco Kany