Fotos: Sven Rahm Fotografie, Königsbrunn
Dieser Artikel erschien in der colore 18 #himbeerrot
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Die Architekten Bernhardt + Partner schufen mit dem Neubau des Planetariums "ESO Supernova" ein spektakuläres Gebäude in Analogie zu einem seltenen Himmelsphänomen.
Nur etwa alle fünfzig Jahre ist in unserer Galaxie eine Supernova zu beobachten, ein spektakulärer Masseaustausch zwischen zwei Sternen, der in einer hellen Explosion mündet.
Ortswechsel ins bayerische Garching. Auch hier ist seit diesem Jahr eine Supernova zu bewundern: Der Neubau "ESO Supernova" übersetzt das außerordentliche Himmelsphänomen auf ebenso spektakuläre Weise in irdische Architektur.
Das neue Planetarium und Besucherzentrum ist der Europäischen Südsternwarte (ESO) angeschlossen, deren Hauptsitz sich ebenfalls in Garching bei München befindet. Die ESO Supernova ist eine Schenkung der Klaus Tschira Stiftung an die ESO. Mit der Umsetzung wurde das in Darmstadt ansässige Architekturbüro Bernhardt + Partner beauftragt.
Das Gebäude besteht aus zwei, mit einer bronzefarbenen Blechfassade verkleideten Baukörpern, die analog zu einer Supernova auf vielfältige Weise miteinander zu verschmelzen scheinen. "Die Supernova ist in der Geometrie des Gebäudes dargestellt, die Farbwahl ist dagegen eher an die Umgebung angepasst", sagt Benjamin Bockstette, Diplom-Ingenieur bei Bernhardt + Partner.
Aufgrund der enormen Komplexität des Entwurfs wurde das Gebäude im Vorfeld anhand eines digitalen 3D-Modells bis ins Detail geplant. "Um die Plastizität der Fassade zu erhöhen, haben wir zwei Farben eingesetzt", so Bockstette. "Im Vordergrund steht das Bronzeblech. Details wie weggeschnittene Kanten oder Rücksprünge wurden dagegen mit Dunkelgrau als Akzentfarbe abgesetzt."
Im Vordergrund steht das Bronzeblech. Details wie weggeschnittene Kanten oder Rücksprünge wurden dagegen mit Dunkelgrau als Akzentfarbe abgesetzt.
Benjamin Bockstette
Im Inneren des Gebäudes sind 13 Themenbereiche der Astronomie auf über 2.000 m2 aufwendig inszeniert. Der Rundgang erfolgt über spiralförmig angelegte Rampen, eine im Durchmesser 16 Meter große Glaskuppel rundet die Ausstellungshalle mit einem offenen Blick in den Himmelsraum ab.
Die konzeptionelle Symbiose aus Architektur und Szenografie erforderte bei der Innenraumgestaltung eine behutsame Farbwahl. "Farbe unterliegt immer modischen Strömungen, deswegen haben wir Farben eingesetzt, die sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängen", so Benjamin Bockstette. "Modische, knallige Akzente lassen sich gut in Bereichen setzen, in denen es sich nach ein paar Jahren wieder revidieren lässt, wenn sich Trends ändern." Fest Verbautes lasse sich nicht so leicht austauschen, deshalb auch die Entscheidung für wenige und zurückhaltende Farbtöne im Innenraum.