Fotos: Ralf Heidenreich, Darmstadt
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Freundlich sieht sie nun aus, einladend und modern – die "Erbeskopf-Realschule plus Thalfang", die von Loewer und Partner Architekten mit viel Liebe zum Detail umfassend saniert und 2018 fertiggestellt wurde. Das Gebäude stammt ursprünglich aus den 1970er-Jahren und bedurfte aufgrund von Schadstoffen, fehlenden Brandschutz- und veralteten Raumkonzepten sowie eines schlechten Allgemeinzustands dringend einer Modernisierung. Bei der Neugestaltung ließen sich die Architekten von der Natur inspirieren und setzten gleichzeitig auf Bestehendes.
Wir haben das Existierende mit neuen Oberflächen gestärkt.
Janine Abou-Zahab, verantwortliche Entwurfsarchitektin
"Es ist eine Schule entstanden, die die Freude am Lernen weckt, ein strukturiertes Raumkonzept aufweist und den Schülern Platz zur Entfaltung bietet", erklärt Gerhard Dallendörfer, verantwortlicher Projektleiter bei Loewer und Partner Architekten für diese Sanierung.
Dafür wurde anfangs der Baukörper auf den Rohbau zurückgeführt mit dem Ziel, möglichst viel von der Basis zu erhalten. So ist das Gebäude am Ende in seiner Grundstruktur weitgehend baugleich geblieben, während zwei neue außen liegende Treppenhäuser, die als Fluchtwege dienen, den Bau zurückhaltend und doch auffallend ergänzen. Die neuen Zugänge greifen die Symmetrie der Fenster und Brüstungen des Bestandsgebäudes auf und integrieren sich in das Gesamtkonzept. Auch wurden alle außen liegenden Räume mit neuen Türen ausgestattet, die in Zukunft als zusätzliche Fluchtwege dienen sollen. Die zu sanierenden Waschbetonfassaden waren unterschiedlich fein und grob strukturiert. Im Zuge der geplanten WDVS-Dämmarbeiten wurden diese Strukturen mit neue Putzoberflächen interpretiert. Die Brüstungen erhielten einen anthrazitfarbenen Feinputz, die Rahmen und Stirnseiten wurden mit grobem, hellen 4 Millimeter Putz ausgeführt. "Wir haben das Existierende mit neuen Oberflächen gestärkt, ihm einen neuen Charakter verliehen", sagt Janine Abou-Zahab, verantwortliche Entwurfsarchitektin.
Im Innern wurden den Räumen neue Funktionen zugewiesen: So befinden sich im Erdgeschoss nun unter anderem die Lehrküche sowie Kunst- und Werkräume. Im ersten Obergeschoss hingegen bieten naturwissenschaftliche und allgemeine Klassenräume eine optimale Umgebung zum Lernen – ausgestattet mit neuesten technischen Standards. Der integrierte barrierefreie Aufzug verbindet das Erdgeschoss mit dem ersten und zweiten Obergeschoss und dient als vertikales Element im sonst eher horizontal strukturierten Gebäude. "Für uns ist es immer eine spannende Herausforderung, einem bestehenden, in die Jahre gekommenen Gebäude seinen Charakter zu bewahren und durch gezielte Eingriffe zu stärken." So wurden auch die großen Reliefs in der Halle erhalten, die wieder als gestalterisches Element dienen und im neuen Gesamtkontext des Gebäudes viel stärker zur Geltung kommen.
Für uns ist es immer eine spannende Herausforderung, ein in die Jahre gekommenes Gebäude wieder erblühen zu lassen.
Gerhard Dallendörfer, verantwortlicher Projektleiter bei Loewer und Partner Architekten
Farblich orientierten sich die Architekten von Loewer und Partner sowohl an den eingesetzten Materialien als auch an der Natur, sodass Außentüren und Fenster eine dezente Goldbeschichtung erhielten. "Besonders im Herbst schimmern die Blätter der Bäume in gelblichen Goldtönen und im Sommer die Felder in sattem Gelb – diese Farbtöne inspirierten uns für die Wahl der gold eloxierten Fensterelemente, die eine Brücke zwischen Architektur und Natur darstellen", betont Gerhard Dallendörfer. Eingerahmt werden Fenster und Türen von einem kühlen Anthrazit, das im Kontrast zu der ansonsten weißen Fassade steht. In der Halle wurden außerdem nicht nur die Reliefs, sondern auch die Klinker erneuert und teilweise erhalten, deren beige Farbe sich an den Flurwänden in den oberen Etagen wiederfindet. "Läuft man durch das Schulgebäude, begegnet einem immer wieder ein Beigeton, der sich nur durch seine Materialität unterscheidet."
Die Farbtondarstellung am Monitor ist nicht verbindlich.
Auch für die 24 Klassen- und diversen Werk- und Fachräume entwarfen die Architekten ein neues Farbkonzept, das für eine bessere Strukturierung und Orientierung sorgt. Neben Weiß und Hellgrau fiel die Wahl auf zwei verschiedene Blau- und Grüntöne, die sich in den Bodenbelägen der Klassenräume wiederfinden und als Wandfarben die Flure zieren. Jede dieser Farben dient als Akzent und ist einer Klasse zugeordnet – so können sich die Schüler mit ihrer Umgebung besser identifizieren und die räumliche Ordnung visuell schneller wahrnehmen. Die übrigen Wände wurden ganz bewusst in Weiß und Hellgrau gehalten, um eine helle, klare und beruhigende Atmosphäre zu schaffen. Als die Schüler nach zweieinhalb Jahren Bauzeit wieder in ihre alte Schule zurückkehren durften, war die Freude groß – das neue Konzept gefiel. Besonders die großen Leuchten sorgten für Begeisterung. "Obwohl die Halle bereits ausreichend beleuchtet war, entschieden wir uns zusätzlich für runde Pendelleuchten als Blickfang. Diese leuchtenden Elemente füllen den Luftraum und verbinden die Geschosse."