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48° Nord Landscape Hotel: Natürlichkeit hat viele Gesichter

Fotos: Florent Michel @11h45, Yvan Moreau

Dieser Artikel erschien in der colore #walnussbraun

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"Frische Luft schnuppern" bekommt bei diesem wirklich ganzheitlichen Hotelkonzept eine neue Bedeutung. In einem Schutzgebiet des EU-weiten Netzwerks Natura 2000 am Rande des elsässischen Dorfes Breitenbach hat das norwegische Büro um Reiulf Ramstad Arkitekter in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro ASP aus Ostfrankreich und der leidenschaftlichen Initiative des Hotelinhabers ein naturverbundenes Hotel geschaffen, das seinesgleichen sucht. Bereits der Name "48° Nord Landscape Høtel" unterstreicht die Interaktion von gebauter Architektur und natürlicher Landschaft. Das Ergebnis beeindruckt mit einer Verschmelzung vielfältiger Sinneseindrücke.

 

Mit dem Ort verschmelzen, aber nicht verschwinden – zeigen, dass Natur, Ökologie und Moderne nicht unvereinbar sind.

Reiulf Ramstad, Architekt

 

Einzigartig nachhaltig

Die Themen Nachhaltigkeit und ökologisches Bewusstsein prägen das aktuelle Zeitalter mehr als je zuvor. Nicht umsonst sind bereits 18,5 % der Landfläche der EU durch Natura-2000-Schutzgebiete abgedeckt, um die Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten durch strenge Regularien zu schützen und zu erhalten. Dabei handelt es sich aber nicht nur um ein notwendiges Umdenken für den Klimawandel, sondern auch um den zunehmenden Wunsch vieler Menschen nach mehr Wertschätzung für natürliche Ressourcen und einen achtsamen Umgang mit sich selbst und dem eigenen Umfeld. Ein starker Drang nach einer gewissen Einfachheit des Lebens.

Diese Themen treiben auch Architekt Reiulf Ramstad und sein Büro an. Ihre Projekte sind von einer klaren und reduzierten architektonischen Palette geprägt, die auf natürlichen Materialien und der individuellen Besonderheit des Ortes basiert. Dabei soll sich die Architektur an der Einzigartigkeit des Ortes orientieren und diesen zugleich hervorheben. Somit ist es wenig überraschend, dass sich Emil Leroy-Jönsson gerade Reiulf Ramstad ins Boot geholt hat, um seinen eigenen Traum von einem ökologisch herausragenden Hotel zu verwirklichen. Gemeinsam ist ihnen in einem der über 27.000 Natura-Schutzgebiete im Kanton Mutzig eine Akzentuierung des Ortes par excellence mit beeindruckender Aufenthaltsqualität gelungen.

 

48° Nord ist ein Aufeinandertreffen meiner beiden Leidenschaften, meiner beiden Kulturen. Natur und Architektur, Dänemark und Elsass.

Emil Leroy-Jönsson, Hotelbesitzer und Landschaftsarchitekt

 
48° Nord Landscape Hotel: Ausblick
48° Nord Landscape Hotel: monolithisches Gebäude
48° Nord Landscape Hotel: Schafherde vor dem Hotel
48° Nord Landscape Hotel: eingebettet in die Natur

Ein Zusammentreffen von Frankreich und Skandinavien

Auf halber Strecke zwischen Straßburg und Colmar befindet sich die idyllische und besonders umweltfreundlich geprägte Gemeinde Breitenbach. Hier findet man ökologischen Landbau, eine Brauerei, Molkerei und Käserei – ebenfalls alle ökologisch ausgerichtet – sowie viele weitere nachhaltige Ansätze und Projekte. Nach einer Bauzeit von knapp acht Jahren ergänzt nun auch das Landscape Høtel dieses naturbewusst ausgerichtete Spektrum. 14 Hütten und ein Hauptgebäude bilden dabei den Hotelkomplex, der eine Gesamtfläche von 20.000 m2 umfasst.

Der dänisch versierte Landschaftsarchitekt Emil Leroy-Jönsson wollte hier einen Lebens(t)raum kreieren, der seine eigenen Werte und kulturellen Leidenschaften repräsentiert und der zugleich Menschen mit Offenheit und Freude willkommen heißt. Gemeinsam mit Reiulf Ramstad Arkitekter und den Architekten von ASP ist so eine Symbiose aus Frankreich und Skandinavien, Natur und Architektur sowie Rückzug und Weite gelungen. Das wohlige Hygge-Gefühl in skandinavischem Design trifft französische Kultur. Und über allem steht eine Einfachheit in luxuriös anmutender Vollendung.

 

Jedes Projekt wird zu einem einzigartigen Aufbruch, wenn aus einer Reihe von klar definierten und kontrollierten Elementen ein höchst individuelles Design entsteht.

Reiulf Ramstad, Architekt

 

Minimalistisch und (multi)funktional

Alle Gebäude folgen – für Reiulf Ramstad sehr typischen – kompakten und klar definierten Formen, die auf ein bis drei Etagen und 20 bis 60 m2 Fläche jeweils zwei bis vier Personen Platz bieten. Skandinavisches Flair ist dabei allgegenwärtig. Die 14 "Hytten" passen sich mit ihren Baukörpern dem Gelände an und lassen ihre jeweilige norwegische Bezeichnung als architektonisches Pendant erkennen.

So befinden sich die vier "Gress-Hytten" in der Nähe des Hauptgebäudes und entsprechen einem flachen, ebenerdigen und damit grasähnlichen Aufbau. Drei "Tre-Hytten" verfügen über drei Etagen und weisen eine schlanke hoch aufragende Silhouette wie ein Baum auf. Sie befinden sich auf gleicher Höhe wie die drei "Eføy-Hytten", die ein etwas breiteres, aufgefächertes Raumprogramm erkennen lassen und sich an der Form eines Efeublattes orientieren.

An der obersten Hangposition befinden sich vier Hütten mit der Bezeichnung "Fjell". Wie Felsbrocken liegen sie dem Wort entsprechend in der Landschaft, symbolisieren die Schnittstelle zur wild wachsenden Umgebung und verfügen über geschützte, in ihrem Volumen integrierte Außenflächen – teilweise mit eigenem Whirlpool. Alle Hütten und Räume sind auf ein Minimum reduziert und weitestgehend aus naturbelassenem Holz gefertigt. Weniger wird hier mehr.

In hochwertiger Qualität bieten Einbaumöbel originelle Details und eine bestmögliche Raumausnutzung. Die großflächigen Fenster ermöglichen dabei unverstellte Blicke in die Landschaft. Dies erfüllt nicht nur den planerischen Grundgedanken des Hotels, sondern entspricht auch dem klassischen skandinavischen Design- und Architekturansatz. Mithilfe minimaler, dezenter, natürlicher, heller und multifunktionaler Ästhetik soll das "einfache Leben" gefeiert werden.

 

Es ist mehr als ein Hotel, es ist ein Universum.

Emil Leroy-Jönsson, Hotelbesitzer und Landschaftsarchitekt

 

Von hier – aber neu verortet

Der achtsame Umgang mit der gegebenen Umwelt war innerhalb des Naturschutzgebietes nicht nur Voraussetzung, sondern den Architekten selbst ein wichtiges Anliegen. Lediglich vier Bäume mussten für die Anlage gefällt werden. Im Gegenzug wurden 1.000 neue Sträucher gepflanzt. Die 14 Hütten gründen auf Stelzenkonstruktionen, wodurch sie bei Bedarf unkompliziert und rückstandslos wieder ab- gebaut werden können.

Das Konstruktionsholz stammt aus der Umgebung. Die Schindeln für das Hauptgebäude, das dem Passivhaus-Standard entspricht, gehen sogar aus den nur knapp 500 m entfernten Kastanienwäldern hervor. Dies verleiht dem Herzstück der Anlage, das den Wellnessund Tagungsbereich sowie das Restaurant beinhaltet, ein besonderes Erscheinungsbild und erweckt einen noch intensiveren Eindruck von Verwurzelung und Erdung.

Eine perfekte Überleitung zur hauseigenen Gastronomie. So stammen viele der verwendeten Zutaten aus dem eigenen Gemüsegarten. Was darüber hinaus benötigt wird, kommt von regionalen Biobauern aus einer maximalen Entfernung von 150 km. Entsprechend sind auch die Gerichte von einer starken Saisonalität und Regionalität geprägt. Für den Küchenchef die Chance, seine Kreativität stets aufs Neue herauszufordern und das eigene Spiel mit Aromen permanent weiter- und neu zu denken.

 

Projektdaten

OBJEKT | STANDORT 48° Nord Landscape Høtel, Breitenbach, Frankreich

ARCHITEKTEN Reiulf Ramstad Arkitekter AS, Oslo, Norwegen mit ASP Architecture, Frankreich

 

Qualität durch wertschätzende Einfachheit

Qualitativ hochwertige, frische Zutaten werden hier liebevoll und wertschätzend zusammengestellt. Ein erneutes Aufgreifen eines Trends aus der skandinavischen Region, deren Küche heute zu den angesagtesten der Welt zählt. Der mit dunkel gewirktem Holz gestaltete Gastraum bietet dafür die ideale Kulisse: ein zurückgenommener, unaufdringlicher, neutraler Rahmen, der alle Sinne auf den Genuss konzentriert.

Die Reduzierung auf die Wahrnehmung der menschlichen Sinneseindrücke wird so zum gesteigerten Bewusstsein für ein Leben im Einklang mit der Natur auf allen Ebenen. Eine neue, zunehmend geforderte Art von Luxus, die alle Projektbeteiligten auf eindrucksvolle Weise umgesetzt haben. Ein kleines skandinavisches Universum auf elsässischem Boden. Vielversprechend, denn nicht umsonst sagt man den Skandinaviern nach, sie seien die glücklichsten Menschen der Welt.

Hospitality

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Das Hotel erfindet sich immer wieder neu. Eigenwillige Konzepte zeigen besondere Wege und bekennen sich eindeutig zu mehr Farbe.

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