Schlicht und ergreifend grün
Standort Scharnhorststraße 32, 55120 Mainz
Bauherr Gina Attinger und Heribert Gies Mainz
Planung H. Gies Architekten GmbH Mainz
Ausführung Reinhardt GmbH Bad Kreuznach
Wer heute nach einiger Zeit wieder einmal in die Mainzer Scharnhorststraße kommt und diesen grünen Block sieht, möchte seinen Augen nicht trauen. War doch der schmale nordwärts ausgerichtete Hang zwischen zwei Straßen nie bebaut und wurde auch als nicht bebaubar eingestuft.
Und jetzt dieser moderne Monolith inmitten von 1960er-Jahre Häusern, als Folge der Nachverdichtung des Quartiers. Aufs Einfache reduziert zeigen sich die Form und Bauweise bzw. -konstruktion des Gebäudes, das im KFW-70- Standard realisiert wurde. Seine Hülle ist aus 36,5 cm dickem einschaligem Mauerwerk beidseitig verputzt ausgeführt. Für das Haus wurden nur wenige ausgewählte, dauerhafte, zweckmäßige und unterhaltsarme Materialien verwendet. Putz, Holz und Glas prägen den Charakter innen und außen. Dieser grüne Block mag zunächst nicht recht in die Landschaft passen
Aber was ist das für ein Grün! Es hat nichts mit dem historischem Grün zu tun, das man häufig von denkmalgeschützten Fassaden her kennt, und schon gar nichts mit dem limonenähnlichen Grün der Fassade zu Ende der Nullerjahre, an dem man sich eigentlich schon sattgesehen hat.
Die besondere Qualität der Fassadengestaltung zeigt sich neben der Farbigkeit, die Fassaden-Grün neu interpretiert, im Oberputz, der als Besenstrich ausgeführt worden ist. Die handwerklich hergestellte, feine horizontale Struktur bildet einen genialen Gegensatz zur Glattheit des industriell wirkenden Kantig-Kubischen. Fast nebenbei- und doch ganz selbstverständlich- nimmt diese alte Verarbeitungstechnik Bezug auf die Vergangenheit. Und dieser sollte bei dem Neubau durchaus gegeben sein.