Individuell, aber im Denkmalensemble nicht störend. Farbig, und dennoch nicht bunt
Standort Bahnhofstr. 45, 99084 Erfurt
Bauherr Eigentümergemeinschaft Bahnhofstr. 45, Erfurt
Planung Delta Freie Architekten u. Ingenieure, Erfurt
Farbentwurf Brillux Farbstudio Münster
Ausführung Frank Wiegand Malerbetrieb, Stadtilm
Das inmitten der Erfurter Fußgängerzone, einem Konglomerat aus den unterschiedlichsten Bauzeiten, Architektursprachen und Farbigkeiten, befindliche Wohn- und Geschäftshaus fällt durch seine sehr selbstbewusste Gestaltung auf. Individuell, aber im Denkmalensemble nicht störend. Farbig, und dennoch nicht bunt. Doch wer stand Pate für diese Gestaltung? Ist es eine moderne Interpretation des Bauhauses oder wurde die rote und blaue Farbigkeit der Werbung aufgenommen? Und ... was hat ein Königspinguin mit dieser Fassade zu tun?
Gestaltungsaufgabe
Eleganz, Individualität, Ideenreichtum und Modernität sollten sich an der Fassade des Gebäudes – in dem sich auch ein Planungsbüro befindet – widerspiegeln.
Das Objekt
Um vom Bahnhof zum Stadtzentrum zu gelangen, schlendert man durch die Einkaufsstraße „Bahnhofstraße“. Das Objekt Bahnhofstraße 45, in dem sich eine Bank, ein Reisebüro, Arztpraxen und Büros befinden, liegt im Herzen der Erfurter Altstadt, nahe der Kreuzung von Anger und Bahnhofstraße. In unmittelbarer Nähe befindet sich das mit reichem plastischen Schmuck versehene Angermuseum.
Ist eine moderne Bauhaus-Interpretation möglich?
Sicher, das Haus erinnert an die Bauhausarchitektur, aber Erfurt ist lange nicht so stark vom Bauhaus geprägt wie andere deutsche Städte. Dennoch: Weimar ist nicht weit entfernt, und die Thüringer Landeshauptstadt scheint auf ihre ganz eigene Art und Weise prädestiniert und ein Beleg für Gropius’ Anspruch zur „Einheit aller bildenden Künste unter Führung der Baukunst“ zu sein.
Ein Kaiserpinguin stand Pate für die Fassadenfarbigkeit
Der Architekt – selbst Nutzer des Gebäudes – schlug die Farbigkeit eines Kaiserpinguins als Ideengebung für die farbige Gestaltung vor.
Dieser besitzt ein Federkleid, das oben schwarz und unten weiß ist. So ist er bei der Jagd seiner Beute von unten und von seinen Feinden von oben nur schwer zu sehen. Nur unter dem Hals und an den Wangen hat er eine gelb-orange Färbung.
Die gelb-orange Farbigkeit wurde auf der Fassade dezent umgesetzt: Faschen, Laibungen, Begleitstriche der Stützen – oft wurde mit der Zweifarbigkeit gearbeitet, um ein Zuviel an Farbe zu vermeiden und einen leichten und vor allem lebensfrohen Farbeindruck zu erzeugen. Es sollten immer wieder interessante Details erkennbar werden, die dazu auffordern, die Fassade genau zu betrachten und weitere Details und Farbkombinationen zu entdecken.
Fazit
Die Gestaltung ist sicher ungewöhnlich, aber genau dies macht sie individuell. Und gerade dadurch gliedert sie sich hervorragend in die Bahnhofstraße.