Pendel zwischen Gegenwart und Vergangenheit
Standort Tagungshotel Kloster Haydau In der Haydau 2, 34326 Morschen
Bauherr B. Braun Melsungen AG Melsungen
Planung Störmer Murphy and Partners Hamburg
Ausführung Werner & Sohn Malerbetriebe GmbH Fuldatal-Ihringshausen
Im nordhessischen Altmorschen ist man zu Recht stolz auf das fast 800-jährige Baudenkmal Kloster Haydau im Zentrum der Gemeinde. Mit dem Hotel von Störmer Murphy and Partners wurde das Areal neu ausgerichtet und um einen ebenso edlen wie bodenständigen Baustein ergänzt.
Mit dem neuen Vier-Sterne-Hotel steht den Tagungsgästen nun eine hochwertige Unterkunft zur Verfügung. Das Hotel hat eine Kapazität von 130 Zimmern und steht das ganze Jahr für Besucher offen. Für den Neubau wurden einige der jüngeren Domänenbauten abgerissen, um die ältere Bausubstanz wieder freizustellen. Wer heute das Tor zum Areal passiert, erblickt als erstes die Klosterkirche. Sie bildet zusammen mit den drei Flügelbauten ein intimes Geviert, den inneren Klosterhof. Der Hotelbau ist seinerseits so geschickt platziert, dass er von diesem Zentrum nicht ablenkt, trotz seiner enormen Länge von rund 120 Metern. Der Riegel ist entlang und teilweise sogar über der nördlichen Klostermauer errichtet worden, um die eher triviale Dorfbebauung auszublenden und dem Klosterbezirk wieder eine würdige, visuell ruhige Atmosphäre zu geben.
Im Inneren wird der Gast von einem haushohen Foyer empfangen. Gestalterisch hatten die Architekten die formale Schlichtheit des Klosterlebens im Sinn. In den Zimmern setzt sich dieses Konzept fort: Eichenmöbel, Eichenboden, leinenähnliche Möbelbezüge und Fenstervorhänge in Grau, schlichte Leuchten, keine Bilder, kaum Farben. In einem Tagungshotel liegen Erholung und Arbeit relativ dicht beieinander. Um zu den Seminarräumen zu gelangen, müssen die Gäste das Hotel verlassen, denn die Räumlichkeiten sind in den benachbarten ehemaligen Wirtschaftsgebäuden eingerichtet worden (Architekt: Michael Kreter, Kassel). Die kurzen Wege zwischen Wohnen und Arbeiten bringen nicht nur frische Luft, sondern auch neue Eindrücke.
Überaus geschickt hat Jan Störmer die Hotelfassade entwickelt. Wechselnde Fensterformate in unterschiedlichen Höhen lassen keine Monotonie aufkommen. Zusammen mit der unregelmäßig vermauerten Vorsatzschale entsteht, vor allem auch für das Auge des Architekturlaien, der Eindruck von etwas Gewachsenem. Es ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie mit den heutigen Mitteln der Architektur ein Bogen zur Vergangenheit geschlagen werden kann, ohne im Kitsch zu enden.