Ein Pfarrhaus für Kinder
Standort Plagwitz-Rudolph-Sack-Str. 12, 04229 Leipzig
Bauherr Ev.-Luth. Kirchengemeinde Leipzig-Lindenau-Plagwitz
Planung Graalfs Architekten Leipzig
Ausführung Firma A. Heil, Maler – Fliesenleger – Maurer Markkleberg
Im Gebäudeensemble der Heilandskirche ist das umgenutzte Pfarrhaus Bindeglied zwischen Backsteinkirche und bestehender Kindertagesstätte. Die Architekten machten aus dem Gebäude der Gründerzeit ein offenes und einladendes Haus, das die neue Funktion als Kindertagesstätte selbstbewusst nach außen trägt. Dabei blieb die denkmalgeschützte Fassade des ehemaligen Pfarrhauses im Wesentlichen unverändert.
Am Anfang der Planung stand das Konzept der Reggio-Pädagogik, dass bereits in den 60er-Jahren entwickelt wurde. Ziel der Reggio-Pädagogik ist die Förderung eines kreativen Umgangs der Kinder mit sich selbst und mit ihrer Umwelt. Die Kindertagestätte ist geprägt von einer offenen und flexiblen Raumgestaltung. Gruppenräume können zu größeren Einheiten verbunden werden; aus abgeschlossenen Räumen werden Raumzonen, deren Nutzung nicht festgeschrieben ist und den Kindern das Erleben nicht vorgibt. Innenfenster in Augenhöhe der Kinder erlauben ihnen Durchblicke aus verschiedenen Perspektiven. Die massiven Wände der Erschließungsachse werden geöffnet, was wesentlich zu dem transparenten Charakter des Hauses beiträgt.
In dem offenen Raumkonzept bekommen Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder eine besondere Bedeutung. Die Galerie ist mit ihrer geschlossenen Brüstung und ihrer niedrigen Stehhöhe Erlebnis- und Rückzugsbereich; eine ehemalige Erdgeschoss-Loggia wurde das von innen erschlossene, wettergeschützte Außenzimmer der Kinder. Dem sensiblen Umgang mit der Bausubstanz und der sorgfältigen Gestaltung des Innenraums entsprechend, legten die Architekten großen Wert auf ein durchdachtes Farbkonzept. Helligkeit und Transparenz bestimmen die Atmosphäre der Kindertagesstätte. Alle Räume wurden mit einem hellen Wandfarbton versehen; in leicht abgesetzten Altweißtönen betonen Wände, Decken und Türen die Offenheit der Raumgestaltung und unterstreichen die Stimmung von Klarheit und Übersichtlichkeit. Die Gruppenbereiche sind gleichsam die „leere Bühne“ der Kinder, in die sie ihre eigenen Farben einbringen.
Das pädagogische Konzept beeinflusste die Entscheidung für eine ruhige Ausstrahlung der Innenbereiche. Zurückhaltende Farbakzente wurden durch Einbauten und Möbel gesetzt. Für die Farben wählten die Architekten Töne aus dem lebendigen Farbenspektrum der Klinkeroberfläche. Warmer, beigegrauer Linoleumbelag auf dem barrierefreien Boden fügt sich harmonisch in das Gesamtbild ein und verbindet optisch alle Räume, die dadurch als Einheit wahrgenommen werden.
Der Holzwerkstoff MDF findet in seiner ursprünglichen Farbe an mehreren Stellen Verwendung. Auffälligstes Element ist die optisch schwebende Spielgalerie. Auch die eigens angefertigten Regale im Eingangsbereich und die Rahmen der Innenfenster sind aus MDF gefertigt. Auf dem Grundton Altweiß kontrastieren der erdfarbene Ton des MDF und leicht variierte Rottöne für einzelne Wollfilzelemente in den Regalen, die Korkpinnwand und die Schichtstoffoberfläche der Küche.