Die ungewöhnliche Raumstruktur erforderte eine nicht alltägliche Gestaltungslösung
Standort Jerusalemer Straße 15, 98617 Meiningen
Bauherr Landratsamt Schmalkalden-Meiningen, Meiningen
Planung Bauplanungsbüro Marianne Fleischmann, Meiningen
Farbentwurf Brillux Farbstudio Münster
Ausführung Richard Ambrock GmbH & Co. KG, Gotha und Heinrich Schmid GmbH + Co. KG, Suhl
„Gemeinsam und individuell“ – so könnte man das Schulkonzept beschreiben. Der Schulbau beherbergt eine Grund- und eine Regelschule (weiterführende Schulform im Freistaat Thüringen, in der die Haupt- und Realschule unter einem Dach geführt werden). Das Foyer und die Mensa werden von beiden Schulformen genutzt. Jede Schulform hat ihre eigenen Treppenhäuser, die dem jeweiligen Alter entsprechend gestaltet wurden. Jedoch bestehen immer wieder Berührungspunkte im Bereich des Aufzugs und Foyers. Man kann also mit- und voneinander lernen. Auch diese Kommunikation über die eigene Schulform hinaus sollte an der Gestaltung ablesbar sein: die Verschiedenheit und Vielfalt einerseits und das Gefühl der Gemeinsamkeit, des gemeinsamen Handelns andererseits.
„Der erste Eindruck prägt.“ Darüber war man sich hier sowohl von der Schul-, Landratsamts-, als auch Planerseite einig. Aber auch, da der derzeitige Eindruck nicht mehr unserer heutigen Zeit entspricht und unbedingt verbessert werden musste. Die rustikal anmutende Holzverkleidung entsprach nicht mehr den Brandschutzanforderungen und auch nicht mehr unserem heutigen Gestaltungsanspruch an Bildungsbauten. Der ungewöhnliche Grundriss mit den vielen Wandscheiben, vor allem auch in den Gängen und im Foyer, wirkte befremdlich und einengend.
Doch genau diese Wandscheiben stören heute, nicht nur optisch. Wie können diese bestehenden Strukturen aufgebrochen werden? Man kann die Wandscheiben nicht entfernen, aber auch nicht wegstreichen. Sie sind einfach da. Schnell war klar, sie sind das „Besondere“ der Schule, das Element, was diese Schule so einzigartig macht. Man muss sie als ein Gestaltungselement begreifen und als solches auch farblich herausarbeiten. Um die Wandscheiben in ihrer Wirkung zu verändern, wurden sie gestalterisch unterteilt: in zur Decke gehörende Unterzüge und in das, was die Wandscheiben für die Statik bedeuten: in Stützen.
Die Gestaltung der Stützen erfolgt durch horizontale Streifen aufgeteilt, die bewusst durch farbige Bänder getrennt werden. Sie sind das Besondere der Streifenoptik und nehmen die benachbarten lebensfrohen Wandfarben wieder auf.
Der Bauherr hatte hohe Ansprüche an die Strapazierfähigkeit der Beschichtung. Schnell war man sich einig – Latexplastik 904 ist hier die richtige Wahl. Um eine feine Struktur zu erreichen, wurde eine ungewöhnliche Auftragsart gewählt: Die Latexplastik 904 wurde aufgespachtelt und im Anschluss geglättet. Nur so war diese feine Struktur erzielbar. Die fugenähnlichen Trennstreifen wurden mit Goldband abgeklebt, später farbig gefasst. Die Endbeschichtung erfolgte mit Lacryl-PU Seidenmattlack 270. Anhand von Musterplatten waren Planer und Bauherr sowie die Schule schnell überzeugt. Auch alle anderen Flächen im Bereich der Treppenhäuser und Flure/Foyers wurden in Latexplastik 904 ausgeführt.
Die Lehrer und vor allem die Schüler sind begeistert von ihrer neuen und vor allem einzigartigen Schulgestaltung. Aus unscheinbaren Schulgängen und Treppenhäusern wurden ganz individuell gestaltete Erlebnisbereiche, die zur Kommunikation anregen, zur Identifikation der Schüler mit ihrer Schule beitragen und letztendlich auch die Wertigkeit der Schule und der Bildung widerspiegeln.