Gefächertes Ensemble am Rhein
Standort Joseph-Schumpeter-Allee 19-33, 53227 Bonn
Bauherr BonnVisio und Renum Projektgruppe, Bonn
Planung Architekturbüro Schommer, Bonn
Dort, wo der Flusslauf des Rheins am südlichen Bonner Stadtrand eine markante Biegung macht, errichtete Hermann Bleibtreu im 19. Jahrhundert die erste deutsche Fabrik für Portlandzement. Als 1987 die Produktion eingestellt wurde, erwarb die Stadt Bonn das innenstadtnahe Gelände, um das Regierungsviertel dorthin zu erweitern. Doch mit dem Hauptstadtbeschluss wurden die Pläne obsolet und die Bundesstadt wies ein Sonderentwicklungsgebiet für innovative Industrie aus. Bald waren alle Gebäude der Zementfabrik bis auf die drei denkmalgeschützten Bauten – die Direktorenvilla, die Rohmühle und der Wasserturm – abgerissen, die Uferpromenade wie auch die Kaimauern wurden wiederhergestellt.
Nach dem Verkauf des Geländes an einen Investor lobte dieser 2002 einen Wettbewerb für den städtebaulichen Rahmenplan des Innovationsparks aus, den das in Bonn ansässige Büro von Karl-Heinz Schommer gewann. Büro Schommer plante eine Bebauung des 122.000 Quadratmeter großen Geländes in fünf Abschnitten, die mit dem südöstlichen Bereich um die ehemalige Direktorenvilla begonnen und mit der Konversion der Rohmühle zu einem Bürogebäude sowie dem Bau des ersten Bürokomplexes fortgesetzt wurde.
Im Nordwesten geht der Innovationspark, der mit Cafés und Restaurants, den Angeboten des Hotels sowie einem Spielplatz und der Uferpromenade auch an den Wochenenden lebendig wirkt, in das Landschaftsschutzgebiet der Beueler Rheinaue über. Mit den drei schlanken Büroriegeln des Objektes Rheinwerk 3 verließ das Büro Schommer die orthogonale Ordnung seines Masterplans und fächerte sie – wenn auch nur um wenige Grad – trapezförmig auf, um möglichst vielen Nutzern eine Blickbeziehung zum Rhein zu ermöglichen. Wie drei Schiffe auf dem Trockendock stehen die etwa 110 Meter langen Baukörper nebeneinander am Ufer, dazwischen schlängeln sich Wege und Hochbeete. An beiden Köpfen dramatisch abgeschrägt, unterstützt die Gebäudeform die bildhafte Wirkung der städtebaulichen Figur. Fast ein wenig unerwartet gliedert ein klassisches Raster die Fassaden. Die schlanken Fassadenelemente zwischen den raumhohen Fensteröffnungen sind mit weißen und hellgrauen Metallpaneelen verkleidet. Dass das schmalere der beiden Fensterelemente mit einer bunten Folie beklebt ist, fällt tagsüber kaum auf, erst bei Einbruch der Dunkelheit unterscheiden sich die drei Gebäude durch ihre blaue, grüne oder gelbe Schattierung. Die fünf Bürogeschosse sind klar, aber nicht streng gestaltet. Hier sind es wiederum die farbigen Fensterelemente, die die Atmosphäre gerade um das richtige Maß beleben.
Alle Wände und Decken sind mit Superlux von Brillux im Farbton Reinweiß gestrichen, fangen das in den nur 14 Meter breiten Riegeln häufig von beiden Seiten einfallende Tageslicht auf und bilden einen ruhigen Hintergrund für die Arbeit. Darüber hinaus weist das Rheinwerk 3 noch verborgene Qualitäten auf. Ein Untergeschoss verbindet die drei Baukörper, darin befinden sich eine großzügige Tiefgarage, aber auch eine autark arbeitende Energiezentrale auf Basis von Grundwasser-Geothermie. Mit einer Erfüllungsquote von 87 Prozent wurde das Objekt Rheinwerk 3 von der DGNB mit Gold ausgezeichnet und gehört somit zu den vier besten in Deutschland.