Kleinteilig, aber trotzdem großzügig
Standort An den Ratswiesen 1, Dannenberg
Bauherr Nya Nordiska Verwaltungs GmbH Dannenberg
Planung Staab Architekten GmbH Berlin
Ausführung Bernd Rathje Malereibetrieb Dannenberg
Was wäre ein Stoff ohne Farbe? Natürlich spielt für die Wirkung eines Stoffes auch die Haptik, die Webstruktur oder das Material eine Rolle. Doch ähnlich, wie in der Architektur die Farbigkeit der Fassade die gewünschte Atmosphäre eines Entwurfes entscheidend prägt, kann auch die Farbe eines Stoffes ausschlaggebend sein. Der Textilverlag Nya Nordiska, ein traditioneller Familienbetrieb mit Sitz in Dannenberg an der Elbe, begleitet den Entstehungsprozess eines Stoffes von Anfang an: Hier werden Stoffe entworfen, weiterentwickelt und als Muster hergestellt. Im Anschluss lässt das Unternehmen in aller Welt produzieren und liefern.
Mit dem stetigen Wachstum, bedingt durch den Ausbau des Exportgeschäftes und der Entwicklung neuer Produktionslinien, waren schon bald nach der ersten Erweiterung des Firmensitzes im Jahr 1997 die räumlichen Kapazitäten wieder ausgeschöpft. Ziel der zweiten Erweiterung war es, die Synergieeffekte des Unternehmens zu stärken, indem alle Produktionsabläufe an einem Ort zusammengefasst werden und so kurze Wege zwischen den einzelnen Arbeitsbereichen entstehen.
Das Berliner Büro Staab Architekten konnte diesen Auftrag für sich gewinnen, denn die herausragende Integration der 4.100 Quadratmeter großen Erweiterungsfläche des Firmenkomplexes in die vorhandene Struktur der Altstadt imponierte dem Bauherrn. Eine einprägsame Darstellung der Firmenkultur und eine ansprechende Präsentation der Ware in adäquaten Räumlichkeiten waren bei der Planung extrem wichtig, denn diese Faktoren können entscheidend zur Imageprägung beitragen.
Staab Architekten haben es mit diesem Konzept geschafft, Alt und Neu auf besondere Art und Weise zu verbinden und mit Bedacht sechs Neubauten in den Bestand aus drei Jahrhunderten zu integrieren. In der Mitte des Ensembles ermöglicht ein Innenhof vielseitige Durch-, Ein- und Ausblicke. Eine alles überziehende Hülle aus rot eloxiertem Aluminiumblech kennzeichnet die Neubauten. Das warme Dunkelrot zieht sich sogar über die Dächer und weist so auf die organisatorische und gestalterische Einheit des Gebäudekomplexes hin.
Allerdings wirkt der dominante Rotton der Fassade keineswegs störend oder fremd, im Gegenteil, er orientiert sich an der Bestandsstruktur: Das Rot der historischen Ziegelwände wird aufgegriffen und neu interpretiert. Die regelmäßige oder unregelmäßige Faltung der Aluminiumbleche weist auf die industrielle Nutzung hin, und erinnert gleichzeitig an plissierte Stoffbahnen, sodass ein Bezug zu den Produktionsvorgängen geschaffen wird.
Neben der Berücksichtigung von natürlichen Höhenvorsprüngen auf dem Gelände, arbeitete man mit stark variierenden, ungewöhnlichen Dachformen, um die großen Volumina der Neubauten im kleinteiligen Stadtgefüge besser einzugliedern. So nimmt die Erweiterung die vorhandenen mittelalterlichen Dimensionen Dannenbergs auf, und trägt zugleich zur Wiederbelebung des Städtchens bei.
Unterstützend verzahnten die Architekten die Neubauten und den historischen Stadtraum durch geschickte Eingriffe wie große Schaufenster zur Straße oder die Planung eines Vorplatzes, sodass ein historischer Brunnen der Stadt erhalten werden konnte. Von außen wirken die Gebäude kleinteilig, verwinkelt und spektakulär, doch im Inneren wird man überrascht von deren Weite, Funktionalität und Einfachheit.