Grau-weiß gestreifte Denkfabrik
Standort Adi-Dassler-Str. 1, 91074 Herzogenaurach
Bauherr adidas AG, World of Sports Herzogenaurach
Planung kadawittfeldarchitektur Aachen
Ausführung Franz Strobel Maler- und Stuck GmbH Nürnberg
adidas besitzt einen außerordentlichen Wiedererkennungswert. Drei Streifen markieren die Produkte des zweitgrößten Sportartikelherstellers der Welt, dem es durch ein geschickt konzipiertes Angebot gelingt, den schmalen Grat zwischen Massenware und Originalen erfolgreich zu beschreiten. An Gestaltung und Technologie arbeitet eine große Schar kreativer Köpfe, der das Aachener Büro kadawittfeldarchitektur eine scharfkantige Denkfabrik geschaffen hat.
Wie soll ein Gebäude gestaltet sein, in dem Ingenieure, Mediziner und Designer stets Innovationen und Moden erzeugen? In dem die Mitarbeiter, die im Schnitt jünger als 30 sind, Anregungen erhalten und gleichzeitig konzentriert arbeiten? „Ein unverwechselbarer Ort der Identifikation“, lautete die Antwort der Architekten, ein Ort, der die Mitarbeiter inspiriert. So landete zu den bereits vorhandenen Solitären ein Raumschiff namens „Adidas Laces“ auf der grünen Wiese.
Laces ist der englische Begriff für Schnürsenkel. Damit bezeichnen die Architekten die Stege, mit denen der in unterschiedliche Richtungen strebende Baukörper in der zentralen Halle gleichsam zusammengehalten wird. Für die gewählte Typologie des Bürohauses mit Atrium sind sie der rettende Clou, denn eine ringförmige Organisation ist für miteinander kommunizierende Arbeitseinheiten strukturell ungünstig. Durch die Stege, die den überdachten, voll temperierten Hof durchkreuzen, sind die separiert arbeitenden Abteilungen freilich unmittelbar miteinander verbunden.
Das Image der Dynamik in Nutzung und Gestaltung lag bereits dem Entwurf zugrunde, mit dem sich kadawittfeldarchitektur 2007 im Wettbewerb gegen dreißig renommierte Architekturbüros durchsetzen konnte. Der Baukörper wird an den Längsseiten geknickt und so das Volumen des Hofes beiläufig reduziert. Im Gegenzug werden die Fassaden der jeweils kürzeren Abschnitte nach außen gekippt, wodurch sich der Hof nach oben in den Himmel öffnet. Die Stege folgen der Geometrie der schräg aufstrebenden Erschließungskerne und verschieben sich von Ebene zu Ebene. Das dreidimensionale Muster der „Laces“ prägt den 14 Meter hohen Hof, wenn der Besucher durch den breit geöffneten, vollständig verglasten Eingang tritt.
Um den „Fluss der Landschaft“ ungehindert bis in das Zentrum des Gebäudes zu führen, wird der darüberliegende dreigeschossige Gebäuderiegel von einem gewaltigen, in die Büroetagen integrierten Stahlfachwerkträger gehalten. Er liegt beidseitig auf zwei herausschießenden zweigeschossigen Riegeln, deren Stirnseiten mit polierten Edelstahlblechen verkleidet sind und dadurch den Freiraum irritierend widerspiegeln.
Ansonsten gibt sich das weiß-graugestreifte Gebäude glatt und unnahbar. Die Farbgebung ist bewusst von der Landschaft abgesetzt und entsprechend zurückhaltend, doch entschieden.
Die „Laces“ durchdringen als dunkelgraue Fußböden und Decken das Gebäude und markieren die Lounges als Schnittpunkt zwischen Arbeitsbereich und Erschließung. Durch Vorhänge und Mobiliar setzen die Architekten farbliche Akzente, die an die Farben der olympischen Ringe erinnern: Blau, Grün, Schwarz, Rot und Gelb. Auch im Erdgeschoss werden die Spiele reflektiert, nämlich durch Wände in den Medaillenfarben Gold, Silber und Bronze.
Die Assoziation an Sport durchdringt auch das Leitsystem. „Die unfarbige Typografie ordnet sich in die sachlich kühle, von Understatement geprägte Welt ein, ohne sich unterzuordnen“, sagt ihr Planer Andreas Ueble, „sie reflektiert die Bewegung der Menschen.“ Das bewirkt fast ein wenig zu viel Dynamik, doch hat das Gebäude durch die Halle einen Ruhepunkt gefunden, zu dem die Belebung gehört.