Stadtvilla, Neuwied

Unsere Zeit hat einen Sinn für das Kulturgut, das historische Gebäude bedeuten. Doch nicht immer ist gesagt, dass die Erhaltung dieses wertvollen Bestands stilsicher gelingt. Ein Dornröschen aus dem hundertjährigen Schlaf zu wecken, dem Aschenputtel endlich wieder angemessene Kleider zu gönnen oder sogar die Wunden verunglückter „Schönheitsoperationen“ vergangener Jahrzehnte zu heilen – das verlangt Investition, Gespür und Können.

All das ist der jetzt frisch erstrahlten spätklassizistischen Villa in Neuwied zugekommen. Noch bis vor kurzem bot sich ein anderes Bild. Der Charme früherer Jahre war zwar noch erkennbar, aber „der Lack war ab“, im wahrsten Sinne des Wortes. Häufig ist das der Anfang vom Ende. Was folgt, sind dann ein langsamer Verfall bis zum Abriss oder die lieblose Schlichtsanierung mit Entfernen der Stuckelemente, dem Einbau großformatiger Fenster und der Abnahme der Fensterläden.

Nicht so beim Wohnhaus Kücherer in Neuwied: Als sei der Schalter umgelegt worden, erstrahlt das Gebäude in neuem Glanz. Dabei sind nicht nur alle gliedernden Fassaden- und Schmuckelemente aufgenommen und hochwertig erneuert worden. Auch die Fenster und Fensterläden wurden aufgearbeitet. Das in Grau-Weiß abgestufte Farbkonzept umfasst alle Wand-, Holz- und Metallteile und wirkt in sich sehr stimmig und ausgewogen.

Der Vorher-Nachher-Vergleich lässt keinen Zweifel offen: Durch eine stilsichere Fassadensanierung in handwerklich hochwertiger Ausführung inklusive mineralischen Beschichtungen ist hier ein regelrechtes Schmuckstück entstanden, ganz im Sinne des Satzes des Architekten Luigi Snozzi: „Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt“.