Harte Schale, weicher Kern
Standort Osloer Straße 16, 13359 Berlin
Bauherr Baugruppe Glashütte Alt-Stralau GbR, Berlin
Planung Eyrich-Hertweck Architekten, Berlin
Ausführung Spachtel Art GmbH, Berlin
Mehr als 100 Jahre wurde auf der Halbinsel Stralau Glas hergestellt und verarbeitet, bevor Mitte der 1990er-Jahre die Produktion eingestellt wurde. Im Auftrag einer neu gegründeten Baugruppe wurde das ehemalige Werkstattgebäude der Stralauer Glashütte zum gemeinschaftlichen Wohnen umgebaut.
Das klar ablesbare ausgemauerte Eisentragwerk des Werkstattgebäudes aus dem Jahr 1923 mit dem prägnanten Einschnitt in Längsrichtung, der früher der Zugdurchfahrt diente, mit dem darüber liegenden 39 Meter langen genieteten Stahlträger sowie Reste zweier Verbindungsbrücken an der Ostfassade machen den Wiedererkennungswert des Gebäudes aus. Die Umnutzung hat aus dem Fabrikgebäude ein Wohngebäude mit 25 Wohnungen und einer Gewerbeeinheit gemacht. Behutsam wurde der denkmalgeschützte Bestand saniert und wieder seiner ursprünglichen Gestalt angenähert. Dunkle Zinkfassaden mit großen Fenstern umschließen das einst offene Erdgeschoss und – als Reminiszenz an das frühere Bitumendach – auch das neue aufgestockte Dachgeschoss. Aktuelle Ergänzungen, darunter neue Balkone, sind im Kontrast dazu mit rostigem Stahl verkleidet.
Die charakteristische Stahlstruktur des Bauwerks sollte auch in den Innenräumen sichtbar bleiben. In die hohen lichtdurchfluteten Etagen wurden niedrige Sanitär- und Serviceboxen eingestellt, deren Decken zusätzliche Stauflächen bieten. Es entstanden fließende Räume und Blickachsen quer durch das Gebäude, die in den Wohnungen den Loft-Charakter erhalten. Für den Umbau und die Sanierung wurden ökologische, nachhaltige Baustoffe verwendet. Die Wiederverwendung und das Upcycling von alten Bauelementen und Baumaterialien führen bei der Begehung des Gebäudes immer wieder zu Überraschungen.